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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 482
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die Richtigkeit dieser Berichte bezeugten, wurden sie von ihren Mitbrüdern
verlacht, und wenig später machte sich „ein anderer Gelehrter und fürnehmer
Religiös und Geistlicher desselben Orts zusammen mit anderen fürnehmen
Herren" ebenfalls auf den Weg zum Mummelsee, wo sie, laut Anhorn, nicht
nur die Unwetter-Berichte bestätigt fanden, sondern ein noch viel unglaublicheres
Erlebnis hatten. Sie waren nämlich in Begleitung eines Wasserhundes,
„welchen sie in den Teich sprengen wollten", vermochten es aber weder mit
„Freundlichkeit noch mit Dräuen", den Hund zu einem Bad im See zu bewegen
. Als sie dann in völlig unchristlicher Manier den Hund mit Gewalt ins
Wasser warfen, erhob dieser ein großes Geheul, als wäre er in ein heiß siedendes
Wasser geworfen worden, und machte sich eilends wieder heraus.

Noch ein weiterer Jesuit aus Baden, nämlich Bernhard Dyhlin, hat auf experimentelle
Weise die Unwetter-Gerüchte überprüft, indem er nicht nur
mehrere Steine in den See warf, sondern sogar mehrmals mit der Flinte hineinschoß
, ohne jedoch das geringste Unwetter hervorzurufen, wie man im
„Appendix de famoso Lacu Mummelsee" zu seinem Buch „Discursus de
thermis Badensibus" (Rastatt 1728) nachlesen kann19.

Bevor wir uns Grimmelshausen zuwenden wollen, sei zwar noch auf die
wichtigsten Volkssagen vom Mummelsee eingegangen, wobei unentschieden
bleiben muß, ob diese Grimmelshausen bzw. Loretus/Kircher als Quellen
gedient hatten, oder ob umgekehrt diese Volkssagen auf Loretus und
Grimmelshausen zurückgehen. Der weitaus größte Teil dieser Sagen erzählt
verständlicherweise von den Mummeln oder Mümmelchen, den Seeweiblein
, Seejungfrauen, Nixen, Najaden oder Nymphen. Dabei lassen sich vier
Hauptgruppen unterscheiden. Die erste Gruppe umfaßt solche Sagen, die
ausschließlich im Reich der Nixen angesiedelt sind, ohne daß menschliche
Wesen dabei eine Rolle spielen. Zu dieser Gruppe gehören u. a. das schon
gehörte Gedicht „Die Lilien im Mummelsee" von August Schnezler, die
Ballade „Die Hochzeit" vom gleichen Dichter, vor allem aber Eduard Möri-
kes Gedicht „Die Geister am Mummelsee", das den Tod des Mummelseekönigs
und sein Leichenbegräbnis schildert. Diese Ballade war ursprünglich
für eine Mummelseeoper gedacht, die aber nie ausgeführt wurde20
. Dafür hat Mörike das Gedicht in seinen Roman „Maler Nolten" aufgenommen
, genauer gesagt in das phantasmagorische Zwischenspiel „Der
letzte König von Orplid", wo in der 9. Szene zwei Feenkinder im Zwiegespräch
die in der Regieanweisung wie folgt geschilderte Szene sich gegenseitig
erzählen: „Nacht. Mondschein. Waldiges Tal. Mummelsee. Im
Hintergrund den Berg herab gegen den See schwebt ein Leichenzug von beweglichen
Nebelgestalten. Vorne auf einem Hügel der König (Ulmon von
Orplid) starr nach dem Zuge blickend. Auf der anderen Seite, unten, den
König nicht bemerkend, zwei Feenkinder"21.

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