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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 483
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Die zweite Gruppe dieser Sagen umfaßt solche Erzählungen, die davon berichten
, wie die Seeweiblein nachts ins Tal herabsteigen, um den Menschen
Gutes zu tun. Sobald die Menschen aber ihre Dankbarkeit bezeugen wollen
oder aus Neugier den nächtlichen Wohltäterinnen auflauern, verschwinden
die dienstbaren Geister für immer. Solche Sagen, die stark an die Geschichte
von den Heinzelmännchen zu Köln erinnern, werden mit verschiedenen
Höfen im Achertal in Verbindung gebracht, vor allem mit dem Deckerhof
in Hinterseebach, dem alten Gasthaus zum Hirschen in Seebach und mit der
Hirschenmühle in Oberachern. Es sind dies die Sagen „Die Seeweiblein",
„Die Nixen vom Mummelsee"22 und „Seeweiblein in der Hirschenmühle
"23.

Die dritte Gruppe umfaßt solche Sagen, die davon erzählen, wie eine der
Seejungfrauen abends den See verläßt, um im Dorf mit den Bauernburschen
zu tanzen oder an den Spinnabenden in den Bauernhöfen teilzunehmen
, ähnlich wie es auch Eduard Mörike in seiner „Historie von der Schönen
Lau" erzählt. Dabei kam es natürlich auch zu Liebesromanzen zwischen
den Burschen und den lieblichen Seejungfern. In der Sage „Die drei
Schwestern vom See"24 z. B. verliebt sich der junge Erlfried vom Deckerhof
in eine der Schwestern. Da diese aber Schlag Mitternacht wieder im
See zurück sein müssen, verfällt unser Erlfried auf die Idee, die Uhr um
eine Stunde zurückzustellen, so daß die Schönen zu spät nach Hause kommen
. Als aber am nächsten Morgen Holzfäller am Mummelsee vorbeikommen
, vernehmen sie aus der Tiefe ein seltsames Wimmern und Stöhnen,
und auf der Oberfläche schwimmen drei große Flecken Blut. Der junge Erlfried
aber ist noch in derselben Nacht schwer erkrankt und drei Tage später
eine Leiche. Und die drei Schwestern vom See werden nie wieder im Tal
gesehen.

Auch die vierte Gruppe von Sagen dieser Art schildert die Begegnung zwischen
einer Seejungfrau und einem jungen Mann, meist einem Hirten, der
die Nixe beim Bad im See belauscht und sich dabei in sie verliebt. Aber
auch von Jägern, Studenten oder jungen Rittern werden solche Liebesbegegnungen
erzählt, die alle einen tragischen Zug an sich haben, denn immer
enden sie mit dem Tod der Nixe, worüber der junge Liebhaber in Wahnsinn
verfällt. In allen diesen Sagen werden die Nixen als verführerische Undinen
oder Melusinen beschrieben, für die Egenolf von Staufenbergs Epos vom
Ritter Peter Demringer als literarisches Vorbild gelten kann25.

Mein Sohn, mein Sohn, geh nimmer zum See,
Dort lockt und verführt dich die Nixe, die Fee,
Dann bleibt dir im Herz ein unendliches Weh

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