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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 484
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Diese Zeilen könnten als Motto über allen diesen Sagenversionen stehen.
Grund für den tragischen Ausgang ist dabei immer, daß der Mann in seiner
Verliebtheit ein Verbot der Nixe übertritt, sei es, daß er ihr einen Kuß raubt,
sie bei ihrem Namen ruft oder sonstwie versucht, in ihr Geheimnis einzudringen
, oder aber er seinen Liebesschwur bricht und der Nixe untreu wird.

Das bekannteste Beispiel für diese Sagenversion ist sicher Aloys Schreibers
Dialektfassung mit dem Titel „Das Mümmelchen"26. Sie beginnt folgendermaßen
: „Obe uf der Hornesgründe isch e See, do nor de Mümmelsee heißt,
denn vor Zite henn Mümmele oder Seewible drin g'wuhnt. E junger Hirt
hat mengmol in der Näh si Kueh un Schof g'huet, un e Liedle gsunge; s
isch e süfrer Bue gsie, mit gele kruse Hare un eme Gsichtle wie Milch un
Bluet." Das Liedle, das er dem Mümmelchen singt, erinnert stark an das
schon gehörte Gedicht „Der Mummelsee" desselben Autors. Es lautet:

Es schwimmt e Rösli so wiß wie Schnee
Gar lusti dort uf em schwarze See,
Doch gückelt nümme e Sternle runter,
So dückt's au gli si Köpfle unter.

Obwohl das Mümmle dem Hirten beim Abschied sagt: „Wenn i au emol nit
kumm, so blieb mer vum See weg, un rief mer nit", kann der Hirte sein Verlangen
nicht bezähmen, er geht zum See und „rieft d'Jungfrau bim Nam-
me". Daraufhin „wurds Wasser unruhig, un usm See kummt e Zetergschrei,
un e färbt si mit Bluet. De Hirte wandelt e Gruse an. Er lauft in de Berri in,
wie wenn en e Geist jage tät; un vun der Zeit an het me nicks me vun em gs-
ehne un ghört."

Unter den Sagen, in denen die Seejungfrauen vom Mummelsee mit Angehörigen
des Adels in Verbindung treten, sind die Sage von Berwin, dem
Sohn des Herrn von Bosenstein, die Sage vom Junker Folker von Hagenbrugg
und die Sage „Verschmähte Liebe" am bekanntesten27. In der Geschichte
vom Junker Folker heißt die Nixe Krystalline. Zunächst widerstrebt
sie dem Werben des Junkers, indem sie ausdrücklich auf das tragische
Schicksal ihrer Muhme hinweist, die mit dem treulosen Ritter von
Staufenberg vermählt war. Doch dann verrät sie dem Junker ihren Namen
und muß sterben, als dieser in seiner Liebessehnsucht zum See hinaufsteigt
und die Worte ruft: „O Krystalline, meine Krystalline, soll ich dich denn
nimmer wieder sehen?" In der Sage „Verschmähte Liebe" tritt als neues
Element die auf dem Grund des Mummelsees wachsende Blaue Blume hinzu
, die unsichtbar macht, wenn man sie in der linken Hand hält. Erzählt
wird die Geschichte von der Undine Elsa, die sich in den Ritter Albert von
Hohenhorst verliebt. Dieser aber wird seiner Liebe bald überdrüssig und

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