http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0486
Den grünen Mantel ziert ein Saum
Von weißem Pelz wie Wellenschaum.
Der Amme vor Entsetzen bleich,
Gebeut er, ihm zu folgen gleich
Und seiner Hausfrau beizustehen,
Die niederliegt in Kindeswehen.
Die Amme netzt sich an der Schwelle
Noch mit geweihtem Wasser schnelle,
Und mit geheimem Grausen dann
Folgt sie dem geisterhaften Mann.
Tief ins Gebirge ging der Weg,
Ihr war, als ob Gebüsch und Steg
Vor ihrem Blick vorüber flögen,
Als ob sie Geisterhände zögen;
Und siehe! Schon am dunkeln Rand
Des Mummelsees die Bange stand.
Und aufs Gewässer schlug der Greis
Dreimal mit einem Birkenreis,
Daß rauschend sich die Fluten teilten.
Auf einer Marmortrepp' nun eilten
Die beiden in die Tiefe jach
Bis ins erhellte Schlafgemach.
Und siehe! - Durch den weiten Saal
Schien eines Leuchters bunter Strahl,
Geziert mit glitzernden Kristallen,
Mit reichen Perlen und Korallen,
Und von dem bunten Licht beschienen,
Lag hinter seidenen Gardinen
Die blasse Frau in ihren Wehen.
Frisch eilt' die Amm', ihr beizustehen,
Und bald ist aller Schmerz behoben.
Der Greis geleitet sie nach oben,
Er dankt, des guten Dienstes froh,
Und reicht zum Lohn - ein Bündel Stroh.
Kaum stieg die Alte langsam wieder
Die blanke Wendeltreppe nieder,
Kaum hatten sich die dunkeln Wogen
Zusammen über ihn gezogen,
So warf die zornige Dienerin
Das Spottgeschenk ins Wasser hin.
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