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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 491
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haben ablassen und auf ihre Rettung bedacht sein mußten. Vom Floß sind
noch Stücke am Ufer zu sehen.

Im 11. Kapitel wird dann berichtet, daß diese letztere Aussage Simplicissi-
mus dazu bewog, den wunderbaren See selbst zu beschauen und zusammen
mit seinem Knan zum Mummelsee zu wandern. Nach einem kräftigen Vesper
- der Anmarsch hatte sechs Stunden gedauert -, beginnt Simplicissimus
zunächst, den See wissenschaftlich zu untersuchen. Er vermißt seine Länge
und Breite vermittelst der Geometriae und trägt die gefundenen Daten gewissenhaft
in sein Schreibtäfelein ein. Danach überprüft er die Sagmär,
nach der ein Unwetter entstehe, wenn man einen Stein in den See werfe,
und in der Tat beginnt es kurz darauf schrecklich zu donnern und zu regnen.

Als er dann die Oberfläche des Sees betrachtet, kann er zwar keine Blattern
oder Blasen aufsteigen sehen, dafür aber entdeckt er „sehr weit gegen den
Abyssum etliche Creaturen im Wasser herumfladern", die ihn der Gestalt
nach an Frösche erinnern, bald aber immer menschenähnlicher werden. In
seiner Verwunderung spricht er zu sich selbst: „Wie seind die Wunderwerke
des Schöpfers auch sogar im Bauch der Erden und in der Tiefe des Wassers
so groß!", eine Betrachtung, die in gewisser Weise an das Schöpferlob
im Nachtigallenlied des Einsiedlers erinnert. Kaum hat er diese Worte gesprochen
, als auch schon „eins von diesen Sylphis oben auf dem Wasser"
zu ihm spricht und ihn einlädt, mit ihm ins centrum terrae zu kommen und
seine Wohnung zu beschauen. Kurz darauf erscheint auch der Mummelsee-
Prinz, wirft ihm einen leuchtenden Stein zu, „so grün und durchsichtig als
ein Schmaragd", und spricht zu ihm: „Nimm hin dies Kleinod, damit du etwas
von uns und diesem See zu sagen wissest!" Kraft dieses Steins vermag
Simplicissimus nun im Wasser zu atmen und wie die Wassermännlein im
See herumzuwebern. Diesem Stein, so schreibt Johanna Belkin in ihrem
Aufsatz „Ein natur- und quellenkundlicher Beitrag zur Mummelsee-Episode
im Simplicissimus"35, wohne demnach die transformierende Eigenschaft
inne, den Menschen an andere Naturgegebenheiten zu adaptieren und die
Fahrt in die Tiefe des Wasserreichs und zum Zentrum der Erde zu bewerkstelligen
.

Der Mummelsee-Prinz entwickelt vor dem erstaunt lauschenden Simplicissimus
in einer Art theologischer Vorlesung eine christlich fundierte Weltsicht,
die von Begriffen wie Entscheidungsfreiheit und Determinismus, Vernunft
und Unvernunft, Sterblichkeit und Unsterblichkeit des Leibes und der Seele,
Ewigkeit und Zeitlichkeit, Sünde und Strafe bzw. Erlösung geprägt ist.

Zunächst aber erläutert er seinem Weggefährten die Aufgabe der Wassermänner
, die darin besteht, das Wasser in alle Quellen des Erdbodens zu trei-

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