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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 503
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te und Histörchen sorgen oft für lange Abende in stimmungsvoller Runde14.
Den siebziger Krieg erlebt Eichrodt als Zuschauer aus respektabler Entfernung
. In seinen Lebenserinnerungen schildert er, wie er am Tage der
Schlacht bei Wörth mit seinem kleinen Sohne Friedrich von Bühl zur Affentaler
Höhe hinaufläuft, um durchs Fernglas die Ausbreitung von Rauch
und Pulverdampf drüben im Elsaß zu beobachten. Gegen Abend zieht sich
das Kanonenfeuer weiter die Vogesen hinauf. Daraus folgern die fernen
Schlachtenbummler, daß der Kampf gewonnen sei. Eilends steigen sie hinab
ins Amtsstädtchen, um sogleich auf den Sieg anzustoßen15.

Bald darauf verläßt Eichrodt Bühl, der Großherzog hat ihn mit Wirkung
vom 1. November 1871 zum Oberamtsrichter in Lahr befördert. Sein Gehalt
wird auf 1600 Gulden, ab 1874 dann auf 1900 Gulden erhöht. Nach
Einführung der Reichswährung erhält er 1875 einen Jahressold von 3400
Mark. Der neue Amtsgerichtsbezirk umfaßt 33 000 Seelen, die Stadt Lahr
selbst besitzt um jene Zeit 9000 Einwohner. Im Gericht in der Brestenberg-
gasse 12 gibt es bei Eichrodts Dienstantritt zwei Richterstellen, dazu einen
Gerichtsnotar mit einem Gehilfen, einen Registrator mit zwei Aktuaren,
zwei Gerichtsvollzieher und schließlich in Personalunion den Amtsgerichtsdiener
und Gefangenenwärter Georg Krumm. Jahre muß die Familie
Eichrodt warten, bis sie die Dienstwohnung im Oberstock des - heute abgerissenen
- Justizgebäudes endlich beziehen kann. Zur Arbeitsweise
Eichrodts merkt ein Prüfungsbericht an, daß er seine Tätigkeit mehr von
der friedensrichterlichen Seite auffasse, die meisten Sachen durch Vergleich
erledigt würden. Die Bevölkerung bringe ihm großes Vertrauen entgegen
. Bei einer späteren Dienstprüfung ist von der „gutmüthigen und
wohlwollenden Natur" des Beamten die Rede16. Im Jahre 1882 erhöht das
Ministerium Eichrodts Jahreseinkommen auf 4400 Mark, einige Monate
später darf er sich mit dem Ritterkreuz 1. Klasse des badischen Ordens vom
Zähringer Löwen schmücken. Doch fraglos sitzt der dichtende Oberamtsrichter
lieber hinter seinen Klassikerausgaben oder eigenen Buchmanuskripten
als hinter Gerichtsprotokollen und Gesetzesfolianten. Zur Juristerei
pflegt er ein nüchtern-distantes Verhältnis: „Welchen Scharfsinn redliche
Menschen an den reinsten Quark in der Jurisprudenz vergeuden, davon machen
sich leichtlebige Geister keinen Begriff ..."17.

Gleich bei der Ankunft in Lahr wird der neue Oberamtsrichter in einen
kunstsinnigen, geselligen Kreis aufgenommen. Als langjährigen Bekannten
begrüßt ihn der Verleger Moritz Schauenburg, der schon mehrere Bücher
Eichrodts sowie zahlreiche Beiträge aus dessen Feder im „Hinkenden Boten
" herausgebracht hat. Zur Freundesrunde gehört der aus Pforzheim stammende
Dichter Ludwig Auerbach, Verfasser des Liedes „O Schwarzwald, o
Heimat, wie bist du so schön ..." Er leitet eine Strohstoffabrik im nahen

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