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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 505
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Seelbach18. Ein weiterer Dichterfreund findet sich in Friedrich Geßler. Der
gebürtige Lahrer hat sich binnen kurzer Zeit vom Kaufmannslehrling zum
Inhaber eines Bankhauses emporgearbeitet. Er veröffentlicht eine Reihe
von Schauspielen, Dramen und Gedichtzyklen, die seinen Namen über lokale
Grenzen hinaus bekannt werden lassen19. Der reimfreudige Jurist
Eichrodt ist da zu Gleichgesinnten gestoßen, die gemeinsam debattieren
und parodieren, von denen aber zugleich literarische Anstöße ausgehen,
wie beispielsweise Beiträge zu den Grimmelshausenfeiern in Renchen20. Es
ist das Wirken dieser Männer, das damals der Stadt Lahr den scherzhaft-anerkennenden
Beinamen „Schutter-Athen" einträgt. Viktor Scheffel soll diese
Bezeichnung erdacht haben. Feststeht jedenfalls die Urheberschaft
Scheffels für eine Gratulation in Gedichtform zum 50. Geburtstage von
Eichrodt am 2. Februar 18772':

Einst sah man im heimischen Urwaldrevier
Vorvorfahren Eichen roden,
Heut wird von Rheinschwabenlands Muse dir
Frischgrünender Lorbeer geboten.

Zu dem alten Schul- und Studienfreund Scheffel, der sich zu einem der populärsten
Schriftsteller des 19. Jahrhunderts aufgeschwungen hat, hält
Eichrodt zeitlebens engen Kontakt. Bereits im Jahre 1854 hatte Scheffel das
Manuskript seines Erstlingswerkes über den Trompeter von Säkkingen
recht kleinlaut nach Durlach zu Eichrodt geschickt, voller Zweifel am Erfolg
einer geplanten Veröffentlichung. Doch die freudige Zustimmung
Eichrodts macht Scheffel Mut, sich an einen Verleger zu wenden. Umgekehrt
legt Eichrodt dem Freunde sein Drama von den Pfalzgrafen vor mit
der Frage, ob es für eine Bühnenaufführung geeignet erscheine. In einem
langen Schreiben vom Januar 1859 analysiert Scheffel das Stück und erteilt
ausführliche Ratschläge22. Scheffel wiederum benötigt Eichrodts juristischen
Beistand, nachdem ihm zu seinem 50. Geburtstage im Jahre 1876 der
Großherzog Friedrich I. von Baden in einer wohlgemeinten Geste den
Adelstitel verliehen hatte. In republikanisch gesinnten Kreisen verübelt
man dem Dichter die Annahme der Ehrung, eine Welle von Schmähversen
und beleidigenden Anwürfen bricht los. Scheffel setzt sich in Prozessen zur
Wehrjahrelang ziehen sich die Zivil- und Strafverfahren hin. Am 14. März
1879 kann er endlich seinen Mitstreiter Eichrodt in Lahr wissen lassen:
„Freundlichsten Dank für gute Beihilfe in der Noth! Ich tue nun noch den
letzten Stoß gegen die Berliner Bürgerzeitung wegen Verläumdung ,.."23.
Als Viktor von Scheffel im Jahre 1886 stirbt, widmet ihm Eichrodt den poetischen
Nachruf „In memoriam Josephi"24. Und sein eigenes Werk setzt er
in Vergleich zum Schaffen des heimgegangenen Jugendfreundes: „Bei

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