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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 525
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Winzer mußten kurz nach der Rebernte zu billigen Preisen verkaufen, andere
machten den Profit. Durch die topographische Abgeschiedenheit Fessenbachs
begann eine Auflösung der Strukturen des traditionell hergebrachten
Lebens zwischen Reben und Landwirtschaft erst spät.

Allgemeines Ergebnis. Ein Fazit läßt sich für alle fünf Chroniken ziehen:
Eine sich im wesentlichen von örtlichen Einflußfaktoren eigenständig entwickelnde
Ortsgeschichte fand bereits im letzten Jahrhundert ihr allmähliches
Ende.

(1) Ein Grund für die Angleichung der verschiedenen Dorfgeschichten lag
zunächst in der Durchsetzung der staatlichen Souveränität nach der Gründung
des badischen Großherzogtums und der Schaffung eines Gesetzesstaates
, gründete also auf der Modernisierung' von Staat und Gesellschaft
in Baden.

(2) Dazu kam die wachsende soziale Verelendung und wirtschaftliche Krisenanfälligkeit
der dörflichen Lebenswelt. Sozio-ökonomische Entwicklungen
, wie sie in Baden allgemein zu beobachten sind, veränderten in der ersten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts die dörfliche Gesellschaft: sprunghaft
angestiegene Bevölkerungszahlen, Agrarkrisen, Mißernten, Zersplitterung
des Bodens und ungleichmäßige Verteilung des Grundbesitzes.

(3) Viele Dorfbewohner suchten zunächst in der Auswanderung einen Weg
aus Not und Elend. Ziel war das unbekannte, verheißene Nordamerika.
Während heute Menschen in das ihnen fremde Deutschland kommen, um
der Not in ihrer Heimat zu entgehen, setzten damals Menschen ihre ganze
Hoffnung auf die Auswanderung nach den USA.

(4) In der zweiten Jahrhunderthälfte schuf die beginnende Industrialisierung
in Offenburg Arbeitsplätze bei Fabriken und Eisenbahn. Die wachsende
Orientierung der erwerbstätigen Landbevölkerung nach dem Broterwerb
in der Stadt beschleunigte den Prozeß der Auflösung der dörflichen Gesellschaft
. Die Landwirtschaft entwickelte sich zum Teil- oder Nebenerwerb.

Damit floß die Geschichte der fünf Orte allmählich zusammen: Die schrittweise
Abkehr von traditionellen und die Anpassung an Urbane Lebensformen
fand ihren sichtbaren Ausdruck im Wandel der Ortschaften vom „alten
Dorf" zur „Wohngemeinde". Allein die nach der Modernisierungswelle in
den sechziger und siebziger Jahren erhaltenen Relikte ländlich geprägter
Ortsbilder erinnern uns heute noch an die alte Identität der Orte. Der radikale
Wandel vollzog sich innerlich; die Eingliederung der Dörfer zu Offenburger
Stadtteilen im Jahr 1971 vollzog diesen Wandel faktisch nach.

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