Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 548
(PDF, 105 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0548
Mit der jüngsten Entwicklung im Elsaß befaßt
sich Gilbert Reilhac. Die Zahl der historischen
Vereine hat sich bedeutend erhöht
von 37 im Jahre 1978 auf 85 heute.
Eine neue Mannschaft mit dem Rechtshistoriker
Prof. Dr. Marcel Thomann an der
Spitze hatte 1977 den alten Vorstand der
Föderation des Societes d'Histoire et d'Ar-
cheologie d'Alsace abgelöst.
Ohne sich einzumischen, will die neue Politik
des Verbandes den lokalen Vereinen
Hilfestellungen geben unter Förderung
durch staatliche, regionale und kommunale
Körperschaften und durch die Universität
Straßburg. Er richtete auf diese Weise ein
Sekretariat ein und fand finanzielle Unterstützung
für langfristige Vorhaben. Auch
stellt er an Veröffentlichungen der Mitgliedsvereine
gewisse Qualitätsanforderungen
.

Die „Revue d'Alsace" als älteste historische
Zeitschrift Frankreichs wurde 1979
als Verbandsorgan übernommen. Daneben
wurde ein Mitteilungsblatt geschaffen
(Bulletin de Liaison). Das wichtigste langfristige
Projekt ist die Herausgabe des
Nouveau dictionnaire de biographie alsa-
cienne unter Leitung von J. P. Kintz mit
Beteiligung von Fachleuten aus dem
ganzen Elsaß1.

Drei Beobachtungen charakterisieren nach
Meinung des Verfassers die Lage heute.
Fachleute, die für grundlegende Arbeiten
6-10 Jahre aufwenden, werden immer seltener
. Wer sich heute historische Themen
vornimmt, möchte sie in 6 Monaten abschließen
. Der Rückgang an Deutschkenntnissen
wirkt sich katastrophal aus. Von den
jüngeren Elsässern kann nur jeder dritte
deutsche Druck-Texte und nur jeder zehnte
deutsche Fraktur-, Druck- oder Handschriften
lesen. Das erschwert die Auswertung
der Archive wie die Benutzung der Bibliotheken2
Auch die Paläographie wurde vernachlässigt
. Man sieht eine dunkle Zukunft
für die deutschsprachige Geschichtsforschung
im Elsaß voraus.
Es wird konstatiert, daß einerseits die Vereine
Anregungen von der Universität erhalten
, diese andererseits ihren Forschungsbereich
von der Stadt (Straßburg) auf die Geschichte
von Dorf und Land (Elsaß) ausgedehnt
hat. Zur Archäologie wird bemerkt,
daß Grabungen (von Vereinen unter entsprechender
Kontrolle durchgeführt) zwar
die eigentliche historische Forschung in
den Hintergrund treten lassen, für den
Nachwuchs jedoch eine gute Einführung
und Schulung darstellen.
Der Verband hat eine Kommission gebildet
, die Interessen der Denkmalpflege und
der archäologischen Forschung gegenüber
Kommunen vertritt.

Die Struktur der Mitgliederschaft gibt dem
Verfasser zu denken. Einerseits liegt die
Arbeit meist auf den Schultern der
Vereinspräsidenten. Andererseits sind nach
Ergebnissen einer Befragung 54% der Mitglieder
über 60 Jahre alt und zu einem Drittel
Lehrer. Das Resümee: Frauenanteil gering
, Lehreranteil hoch, Altersaufbau
ungünstig (Tätigkeit im Historischen Verein
als Freizeitbeschäftigung für Rentner).
Das in den Schulen eingeführte Unterrichtsthema
„Langue et culture regionale",
das der Kultur und auch der als Regionalsprache
behandelten deutschen Sprache
gilt, könnte auch die Erforschung der Regionalgeschichte
zugute kommen, hofft der
Verfasser. Hier haben sich die örtlichen
Vereine schon helfend eingeschaltet (Sprache
, Archivarbeit). Sie sind beteiligt an
Aufbau und Pflege von Ortsmuseen, an der
Abfassung von Ortsgeschichten. Sie konnten
(etwa durch Mitglieder im Gemeinderat
) weiterreichende Programme fördern.
Darunter sind solche von kultureller und
wirtschaftlicher Bedeutung wie die „Romanische
Straße", das Zentrum für mittelalterliche
Burgenforschung auf Burg Lichtenberg
(mit öffentlicher Unterstützung)
oder die Kennzeichnung der Befestigungslinie
an der Lauter bei Weißenburg3.
Prof. Georges Livet äußert sich aus Sicht
der Universität zur besonderen Rolle der
historischen Vereine im Elsaß. Früher verfielen
sie der Tendenz zu politischer Polemik
, heute drohe ihnen bei finanzieller Un-

548


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0548