Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 555
(PDF, 105 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0555
Theodore Rieger, Denis Durand de Bousingen
, Klaus Nohlen: Strasbourg Archi-
tecture 1871-1918. Verlag „Le Verger",
Illkirch-Graffenstaden, 1991.175 Seiten,
136 Farbabbildungen.
Die Verlegerin Francoise Helluy-Walter
will, wie sie einleitend bemerkt, mit dem
ersten Titel ihrer Reihe „Art Alsace" die
Kunst im Elsaß in ihren lokalen wie ihren
allgemeinen Bezügen vorstellen, die Kunst
einer Provinz, die jahrhundertelang Einflüsse
von außen aufgenommen und verarbeitet
hat. Klaus Nohlen, der an der Fachhochschule
Wiesbaden Baugeschichte
lehrt, lieferte Grundlage und Anstoß für
den vorliegenden Band. 1981 hatte er in einer
umfassenden Darstellung der Baupolitik
der Reichslandzeit die städtebauliche
und baugeschichtliche Bedeutung des in
wilhelminischer Zeit errichteten deutschen
Viertels in Straßburg hervorgehoben
(Klaus Nohlen, Baupolitik im Reichsland
Elsaß-Lothringen, Berlin 1981). Die Ziele
dieser „Politik durch Bauen" faßt er hier
zur Einführung nochmals zusammen,
spricht die Entwicklung der verschiedenen
Baugedanken seit 1871 an und betont den
hohen dokumentarischen Wert wie die
handwerkliche Qualität der Bauwerke aus
Stein dieser von Kriegsschäden verschonten
Anlage. Vergleichbares in ähnlichem
Umfang blieb in Deutschland nicht erhalten
.

„Städtebaupolitik und politischer Städtebau
" überschreibt der Journalist Denis Durand
de Bousingen seinen Beitrag. Die Geschichte
des Elsaß und der Stadt Straßburg,
die Folgen der Belagerung 1870, Wiederaufbau
und Stadterweiterungsprojekt, Infrastruktur
und öffentliche Bauten, die Darstellung
des Wirkens der verschiedenen
Stadtbaumeister und Architekten Conrath,
Ott, Warth, Eggert, Schimpf, Beblo,
Schmitthenner, Brüder Bonatz etc. bilden
den Hintergrund für die ins einzelne gehende
Beschreibung der erhaltenen Bausubstanz
jener Zeit durch Theodore Rieger, der
an der Universität Straßburg Kunstgeschichte
lehrt.

Er behandelt die Architektur einer Hauptstadt
, zu der sich die Provinzstadt Straßburg
in einem halben Jahrhundert hinaufentwickelte
, als sich ihr Territorium verdreifachte
. Heute ist die Zeit gekommen,
den mit Eklektizismus etikettierten Historismus
anders zu bewerten, seinen Rang in
der Baugeschichte neu zu bestimmen.
Durch zahlreiche Beispiele werden die verschiedenen
, oft gleichzeitig vertretenen
Stilauffassungen an offizieller und privater
Architektur demonstriert, so an den Bauten
um den einstigen Kaiserplatz, der Universität
mit Institutsbauten, dem noch vor Annahme
des Generalbebauungsplans (Conrath
) begonnenen Hauptbahnhof, Hauptpost
, Verwaltungsbauten, Kasernen, Schulgebäuden
, Kirchen und einer breiten Palette
von Privatbauten. Die zu 90 Prozent erhalten
gebliebene Bausubstanz bietet ein
instruktives Stil-ABC von Neu-Renais-
sance-Varianten, wiederaufgelebter Gotik
neben Barock-Formen bis über die verspätete
Jugendstilphase Straßburgs hinaus. Mit
neuen Augen gesehen, erscheint Straßburg
als Stadt, in der sich kulturelle Einflüsse
aus allen Himmelsrichtungen niedergeschlagen
haben, die als Stadt den Vergleich
besteht mit großstädtischer Architektur,
wie sie Prag, Berlin, Wien oder Paris vorweisen
. Den weltoffenen Humanismus im
Straßburg des Mittelalters möchte der Verfasser
im Architekturbild wiedererkennen.
Straßburgs Architektur ist ablesbare Geschichte
, sie weist auch weit über den lokalen
Rahmen hinaus: Etwa auf städtebauliche
Ideen der Zeit (Georges Hausmann,
Wiener Ringbauten, Camillo Sitte, Gartenstadt
), auf die Gestaltungselemente der Planung
(Symmetrie, Sichtbeziehungen, Kuppelbauten
), auf die Rolle von Stilen und
Bauten als Symbol und Bedeutungsträger
(Herrschaftszeichen), auf das Nachleben
der Antike in Stilreminiszenzen. Die Namen
der Architekten verweisen auf Einflüsse
aus Karlsruhe, Berlin und Paris neben
solchen aus Straßburg selbst.
Gute, meist ganzseitige Farbabbildungen
machen die Qualität des Buches aus und

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