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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 559
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0559
tei Ortenau durch den Übergang an Baden
und die damit verbundene badische Gemeindereform
bedeuten für Rammersweier
tiefgreifende Veränderungen. 1810 entsteht
aus dem ehedem über den Zeller Stab zum
Gericht Ortenberg gehörenden Ober-Rammersweier
und dem kleinen, selbständigen
und zum Griesheimer Gericht gehörenden
Ort Unter-Rammersweier ein Dorf. Trotz
räumlicher Nähe haben beide Ortsteile eine
getrennte Entwicklung erlebt. Vor allem
Schulden sind es, welche die Oberdörfer,
die den Zusammenschluß betreiben, in die
neue Gemeinde einbringen: Der innere
Konflikt zieht sich über Jahrzehnte hin.
Die neue Gemeinde kann dem Auseinanderdriften
der dörflichen Gesellschaft nicht
entgegenwirken. Die fehlende Finanzkraft
der Bevölkerung führt zu einem kläglichen
Gemeindehaushalt; der Gemeinderat wird
ausschließlich von wohlhabenden Ortsbürgern
gestellt, die ihre Position vor allem
zur Erhaltung ihres sozialen Status' gebrauchen
: 80 Prozent der Rammersweirer
müssen 1841 von gerade 41 Prozent des
Bodenertrages leben, das Bürger- und Eherecht
wird nur sehr zögerlich vom Gemeinderat
erteilt. Armut, so der Verfasser, ist der
Normalzustand des Dorfes, das zwischen
1813 und 1831 nochmals ein Bevölkerungswachstum
von über 70 Prozent erlebt.
Die wirtschaftliche Not ist für einen großen
Teil der Dorfbewohner ein doppelter Teufelskreis
: ohne Geld keine Möglichkeit des
Grunderwerbs als Existenzgrundlage und
damit kein Einkommen, ohne Geld und Besitz
aber auch kein Bürgerrecht und damit
keine Heirat. Sozial und moralisch werden
diese Menschen als ,Ledige' an den Rand
der Gesellschaft gedrängt - die Ortsbürger
verteidigen ihren Status durch eine doppelte
Moral: Gall weist dies exemplarisch nach.
Die Zahl der Armen wächst zudem durch
sozialen Abstieg: Kreditaufnahmen zum
Beispiel zur Zehntablösung führen zum
Schuldnerbankrott; 15 Höfe werden versteigert
, was für die Betroffenen neben Hunger
und Elend auch Obdachlosigkeit bedeutet.
225 Rammersweirer, vor allem .Ledige'

und damit Ortsarme, suchen ihr Glück zwischen
1830 und 1860 in der Auswanderung.
Der Verfasser nutzt die überdurchschnittliche
Quellensituation des Dorfes Rammersweier
, um den sozialen und kulturellen
Wandel eines Dorfes facettenreich darzustellen
. Neben einem umfangreichen Zahlenapparat
stehen immer wieder exemplarisch
Einzelschicksale als Momentaufnahmen
der Existenzbedingungen. Durch diese
Zusammenstellung wird es möglich. Denken
und Handeln der Menschen jener Zeit
- nicht nur in Rammersweier - zu verstehen
. Über die unmittelbare Dorfstudie hinaus
gibt die Arbeit Einblick in die zeitgenössische
Geschichte des Offenburger
Armenwesens und der Pfarrei Weingarten.

Peter Szyszka

Landesarchivdirektion Baden-Württemberg
(Hrsg.), Die Bestände des Generallandesarchivs
Karlsruhe:
Teil 3, Haus- und Staatsarchiv sowie
Hofbehörden (Abt. 46 - 60), berarbeitet
von Hansmartin Schwarzmaier und
Hiltburg Köckert, Kohlhammer Stuttgart
1991.142 Seiten,

Teil 7, Spezialakten der badischen Ortschaften
, (Abt. 229), bearbeitet von
Reinhold Rupp, 644 Seiten, Kohlhammer
Stuttgart 1992. Veröffentlichungen
der staatlichen Archivverwaltung Baden
-Württemberg Bde 39/3 und 39/7.

Im Laufe eines Jahres erschienen die Teile
3 und 7 der Neuausgabe der „Bestände des
Generallandesarchives Karlsruhe". Band 3
enthält die Archivalien der markgräflichen
Familien sowie der Hof- und badischen
Oberbehörden; der Zeitraum, in dem diese
entstanden, liegt zwischen dem 15. und
dem 20. Jahrhundert. Sie betreffen neben
den Mitgliedern des Hauses Zähringen die
badische Regierungsarbeit, also die Beziehungen
des Landes zu auswärtigen Staaten
mit Korrespondenzen und Verträgen, aber
auch alle zur inneren Verwaltung gehörenden
Gebiete von Apothekerprivilegien bis

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