Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 248
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Den Großteil des Menschengeschlechts, vor allem natürlich diejenigen
außerhalb des Zirkels seiner Täufergemeinden hält Bosch für verdammens-
wert und der endgültigen Erlösung für unwürdig. Es sind aber vor allem
seine religiösen Gegner, die Bosch in seinen Texten am liebsten schon im
Fegefeuer schmoren sehen würde. Sowohl die Papisten als auch die Lutheraner
, in seinen Augen nur eine neue Generation von „Schriftgelehrten"
und deshalb besonders scharfer Kritik unterworfen, müssen sich Boschs
Anschuldigungen gefallen lassen. Seine Texte dokumentieren eine tiefe
Liebe zur eigenen Glaubensgemeinschaft, aber gleichzeitig auch eine unversöhnliche
Intoleranz denjenigen gegenüber, die nicht auf seiner Seite
stehen.

In seinem Text zu Ein ander schön und tröstlich lied benutzt er noch einmal
die Bilder aus der Johannes-Apokalypse (Offb 13), um die beiden
großen Konfessionen und besonders deren Oberhäupter zu verspotten. Mit
der folgenden Strophe149 haben wir einen der eindrücklichsten Abschnitte
aus der literarischen Hinterlassenschaft Boschs vor uns. Gleichzeitig sind
diese Verse m. E. ein durchaus repräsentatives Beispiel für die Gedankenwelt
des Täufertums der damaligen Zeit im allgemeinen:

„Ein grawsam Thier stieg auß dem Meer/mit siben heuptern schone/zehen Hörn
vnd siben krone/sein haupt war im verwundet sehr/je durch die Euangelisch
lehr/wer Ohren hat der hör/Ein ander thier stieg aus dem meer/mit zweyen Hörn
allein/gleich, wie das Lemlein reyne/heilt jenem thier sein wunden zu/thut alle
macht deß ersten thiers/kein Christ hat vor im rhu/Das Bapsthumb war schier gar
verwundt/durch Euangelisch lehre/jetzt widerkehrt in ihrem mund durch widerchristlich
here/durch zwang vnd menschen lehre/steigt auff ins lambs gestalt/Es
seinfurwar zwey grosse thier/der new Bapst vnd der alt."

4. „Mitgenoß am creutz und truebsal Christi Jesu": Der menschgewordene
Gott und die Gemeinde der Märtyrer

Das Bewußtsein eigener Überlegenheit hatte natürlich auch seine Auswirkungen
auf die ekklesiologische Konzeption des „linken Flügels der Reformation
"150. Marc Lienhard formuliert diesen Gesichtspunkt auf folgende
Art: „ Von den Schweizer Wiedertäufern bis zu den Hutterern und Menno-
niten traten Konstanten im Kirchenbild auf. Es war die Vision von einer
christlichen Gemeinschaft, die von der Welt ebenso wie von den anderen
Kirchen getrennt ist, eine Gemeinschaft im Eichte Christi gegen die Finsternis
und den Antichrist, einer Art Gegengesellschaft, deren Mitglieder
gängige gesellschaftliche Praktiken zurückweisen, die sie als Gegensatz
zum christlichen Glauben verurteilen."151 Im Binnenraum dieser Gemeinschaft
, ja gewissermaßen als Voraussetzung für die Zugehörigkeit zu ihr,

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