http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0259
Romanische Beinschnitzerei von der
Burg Niederschopfheim (Originalgröße
: 3,7 cm lang, 2,0 cm hoch). Das
Stück ist verloren, die (vergrößerte) Abbildung
stammt aus: Die Ortenau 18
(1931), S. 144.
einandersetzung mit den wenigen schriftlichen Zeugnissen, die die Existenz
Offenburgs im 12. Jahrhundert belegen.
Zu ihnen wird als erstes eine im frühen 12. Jahrhundert gefälschte Urkunde
gezählt, die vorgibt, 926 von Herzog Burkard L in oppido quod dicitur
Chincihdorf ausgestellt worden zu sein226. Der Fälscher hat hier, zwischen
1111 und 1121, offenbar seine damalige Sicht von „Kinzigdorf' eingebracht
und es als oppidum charakterisiert. Versteht man darunter eine
größere, befestigte Siedlung, dann könnte er bereits das auf der Kinzigdor-
fer Gemarkung angelegte Offenburg im Auge gehabt haben227, das zu diesem
Zeitpunkt bereits bestanden haben dürfte, da es nur wenig später als
locus Offinburc direkt genannt ist.
Dieser Ortsname wurde in den erhaltenen Quellen erstmals um das Jahr
1139 niedergeschrieben228, wobei die Bezeichnung locus recht unbestimmt
eine dort bestehende Siedlung meinte, der wohl noch kein städtischer Charakter
zuzusprechen war229. Die Umdatierung der Alpirsbacher Schenkungsnotiz
, die diese Nennung enthält, von „um 1101" auf „um 1139"230
ist von der Forschung allgemein übernommen und auch bestätigt worden:
Graf Bertold (I.) von Nimburg, der damals in loco Offinburc als Spitzenzeuge
für die Brüder Friedrich und Arnold von Wolfach auftrat, weilte im
Mai jenen Jahres 1139 bei einem Hoftag König Konrads III. in Straßburg,
wo er drei Urkunden mitbezeugte231. Es liegt auf der Hand, seinen Aufenthalt
im benachbarten Offenburg direkt vor oder nach diesem Ereignis anzusetzen
, zumal er hier wie dort erstmals in Begleitung seines Sohnes Dietrich
auftrat und wohl bald nach dem Mai 1139 verstarb232.
Vermutlich um ihm als ihrem schon bejahrten Spitzenzeugen entgegenzukommen
, verlegten die Wolfacher Brüder ihren Rechtsakt nach Offenburg,
wobei nicht deutlich ist, ob sie den Nimburger Grafen als nahen Verwandten
oder aufgrund seiner politischen Bedeutung um seinen Beistand gebeten
hatten. Letztere war ganz auf die Herzöge von Zähringen bezogen, zu
„deren wichtigsten Gefolgsleuten" Graf Bertold (I.) gezählt wird233. So
kann zumindest nicht ausgeschlossen werden, daß er damals in zähringi-
259
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0259