Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 310
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0310
Gustenhoffer ist aber 1530 in Augsburg13 dabei, wo die berühmte Bekenntnisschrift
der späteren evangelischen Kirche entsteht.14

Mit den Straßburgern, unter ihnen der berühmte Martin Bucer, plädiert der
Offenburger Vertreter für eine Kirchenreformation, die, wie gesagt, fast
1500 Jahre nach ihrer Stiftung höchst angebracht war.

Wegen Türkenkriegen finden einige Reichstage nicht statt. Was aus Johan
Gustenhoffer geworden ist, wissen wir nicht. Offenburg wendet sich jedenfalls
offiziell von der Luther-Linie ab. Mag sein, daß es sich von dem
benachbarten, inzwischen evangelisch gewordenen Straßburg unterscheiden
wollte, mag sein, daß man einfach kaisertreu war.

Oder es mag der Stadtvertreter Hans Jäger15 am Reichstag 1541 den letzten
Ausschlag gegeben haben, als er von einer einmaligen, von Luther und
seinen Wittenberger Beratern abgesegneten, in Deutschland nie dagewesenen
Bigamie hinter vorgehaltener Hand erzählte. Denn bei aller Reformleistung
des Wittenbergers: Luther hatte auch Seiten, die man nicht gutheißen
kann, vor allem, wenn sich theologischer Impetus mit weltlichen
Machtambitionen verband. Darin unterschied er sich nicht von so manchen
katholischen Theologen.

Bigamie

Was war das für eine Story?

Landgraf Philipp von Hessen, die Stütze der Reformation und des Schmal-
kaldischen Bundes, war mit 35 Jahren wegen seiner exzessiven nebenehelichen
Affären durch eine Syphilis - und wohl auch psychisch - am Ende.
Daß adlige, also geistliche und weltliche Herren damals Konkubinen hatten
, war an der Tagesordnung. Zum Jahresende 1539 sieht der Landgraf
nur eine Rettung: Nach biblischer Väter Sitte möchte er eine Zweitfrau -
keine weitere Konkubine -, möchte er von den Wittenberger Reformatoren
, also vor allem von Luther, die Erlaubnis erhalten, offiziell eine „uxor
supraintroducta" - ein neues Wort für eine neue Situation - zusätzlich zu
ehelichen.

Philipp hatte die 17jährige Margaretha von der Saale im Auge.

Luther erteilt in einem „Beichtrat" die Erlaubnis: d. h. er sagt, die zusätzliche
Ehe sei vor Gott gültig, nur dürfe er keinem was verraten. So heiratet

310


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0310