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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 315
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Aber nicht nur diese jährliche Summe in bar stand ihm zur Verfügung. Es
kamen in diesen Zeiten immer noch Naturalien hinzu. Genau festgelegt
war z. B. Anzahl der Hühner, Schweine, die Menge an Hafer, Weizen oder
Zwiebeln, die er erhielt. Brennholz nicht zu vergessen. Dazu kamen zwei
Fuder Wein,32 - die konnte er unmöglich allein getrunken haben, war das
doch die Menge von genau 2200 Litern, und das hieße 6 1 Wein pro Tag.
Da wurde natürlich viel an Mitarbeiter und Gesinde weitergegeben oder
auch verkauft. Fürs Studium und zur guten Vorbereitung von Predigten
brauchte er schließlich einen klaren Kopf. Keine Gedanken auf seinen Lebensunterhalt
mußte der Stadtprediger Rapp verwenden.

Als Hieremias Rapp heranwuchs, hatte sich in der römischen Kirche einiges
getan. Die Reformation in Deutschland war Auslöser für das Reformkonzil
in Trient gewesen (von 1545-1563). Danach herrschte eine positive
Aufbruchstimmung wie vielleicht in den ersten zwei Jahrzehnten nach dem
letzten vatikanischen Konzil (1962-1965).

Zudem war ein engagierter Jesuitenorden angetreten, um in Deutschland
die Gegenreformation mit zu organisieren. Der Protestantismus zeigte sich
nach Luthers Tod (1546) und dem Interim und erst recht nach dem Reichstag
in Worms (1557) zerstritten. Nicht nur heimliche Kämpfe wurden ausgetragen
: Hier standen die Gnesiolutheraner, also die Leute, die fundamental
davon überzeugt waren, nur sie hätten Luther richtig verstanden. Dort
die Philippisten, die Anhänger Melanchthons, die bemüht waren, Humanismus
und neue Theologie in humaner Weise zu verbinden. Mit der Herausgabe
des Konkordienbuches (1580), das nicht alle evangelischen Standesvertreter
anerkannten, kam es zu einer gewissen, wegen der Unterschriftspflicht
zum Teil erzwungenen Ruhe.

Rapp stand ganz auf der anderen Seite, war ein engagiertes Mitglied der
nachtridentinischen römischen Reformkirche. Seine Bibliothek wird es
später beweisen.

Auf einen eigenen kleinen theologisch-literarischen Beitrag dazu, den er
im Jahr 1578 verfaßte, soll hier erstmals nach 416 Jahren besonders hingewiesen
werden. Hieremias Rapp besaß eine gedruckte Kirchenordnung für
die Diözese Straßburg aus dem Jahr 15 65.33 In diesem Buch entdeckte der
Straßburger Bibliothekar Louis Schlaefli einen handschriftlichen Anhang
von 32 Seiten.

Das Tridentinum hatte vorgesehen, daß zur größeren Ehre Gottes auch die
Liturgie bei den Feiern kirchlicher Feste bereichert werden sollte. Nun
verfaßt Hieremias Rapp in sauberster lateinischer Schrift ein „Ordo

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