Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 328
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1568, gleich im ersten Jahr seiner hohen Bezüge als Prediger an Hl. Kreuz,
schaffte er sich z. B. zehn neue Bücher an. Die meisten dienten dazu, gute
Predigten vorzubereiten. Ein Buch von Petrus Hafner aus dem Jahr 1568,
das Anregungen zu Adventspredigten gibt, könnte man als „Übergangsbuch
" von der Ära Martin zu Hieremias Rapp bezeichnen. Das Super-Li-
bris weist die Initialen „M. H. R(app), 1575" auf.64

Rapp war immer auf der Höhe der Zeit. Schon bald nach Beendigung des
Trienter Konzils (1565) besaß der Offenburger Pfarrer den dort neu herausgegebenen
Katechismus.65 Dieser galt in der katholischen Kirche - fast unverändert
- länger als vier Jahrhunderte und wurde bekanntlich erst 1993
durch einen neuen ersetzt. Weiter finden sich Kommentare zu fast sämtlichen
Büchern des Alten und Neuen Testaments, über die Kirchenväter, die
Scholastik, wichtige dogmatische Werke, auch Erbauungsbücher.

In den ersten drei Jahren nach seiner Ernennung zum Offenburger Pfarrer
(1581) setzte sich Hieremias selbst ein bibliophiles Denkmal. In diesem
Zeitraum erwarb er die für einen Privatmann kaum erschwingliche Menge
von 70 wertvollen Zeitdokumenten.66

Wie viele gibt es unter uns, die sich über mehrere Jahre hinweg monatlich
zwei kunstvoll gebundene Neuerscheinungen leisten? Einen epochespezifischen
Schwerpunkt bilden die kontroverstheologischen Editionen zum
Thema Reformation und Gegenreformation. Luther, Calvin und ihre Anhänger
, Anglikaner, vor allem die Schriften aus dem südwestdeutschen
strenglutherischen Reformationszentrum Tübingen, also von Andreae oder
Lukas Oslander, interessieren ihn. Mit über einhundert gegenreformatori-
schen Schriften kann die Rapp-Bibliothek aufwarten. Sie setzen Anfang
der 70er Jahre ein und erreichen die größte Konzentration zwischen 1585
und 1600.67

Handschriftliche Einträge beweisen, daß er sie durchgearbeitet hat. Bis
zum Ende des 16. Jahrhunderts schaffte sich Rapp fast sämtliche Neuerscheinungen
an, welche die Frankfurter Buchmesse - damals schon zweimal
jährlich - zu diesem Thema anbot. Aber die Bücher, meistens in Latein
geschrieben, kamen nicht nur aus deutschen Druckereien. Allein 45
Titel hatten eine Reise von Paris nach Offenburg hinter sich. Bedeutende
Werke dieser Bibliothek waren einst in Köln, Rom, Wittenberg, Basel,
Neapel, Posen, Venedig, Krakau, Lyon, Ingolstadt, Antwerpen, Bologna
oder Wien in Druck gegangen. Insgesamt kommen 39 verschiedene europäische
Verlagsorte vor: ein Beweis für funktionierenden innereuropäischen
„Datentransfer" der frühen Buchdruckerzeit bis hinein in Offenburger
Pfarrstuben.

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