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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 347
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In der Stadt finden wir die „ober und under Mülin", Haus, Hofstatt und
Badstuben des Paulin Bader, daneben seinen Namensvetter Hanns Bader,
der an der „Leymatthen" zwei Gärten und am Leuttenberg einen Garten
besitzt. Es folgen Haus und Hofstatt des Schultheißen Hanns Schmid, der
vier „Gertlin" sein eigen nennt: „inn der Statt, ein Krutgarten am Bühel,
am Schlyffengeßlin und zwischen der Wolfhülin und dem Finstergeßlin".
Ferner besitzt er zwei Äcker und eine Matte und ist damit ein Beispiel
für die wenigen wohlhabenden Stadtbürger jener Zeit. In gleicher Weise
wird der Besitz aller Bürger aufgelistet und die Steuerabgabe danach festgelegt
.

Ein wesentlich differenzierteres Bild zeichnet das Lagerbuch der Stadt-
und Stabsgemeinden von 1590.2 Während die Zinsbücher in knapper Form
Rechte und Pflichten, Abgaben und Dienste der Untertanen schildern, werden
in den Lagerbüchern ausführlich das Allgemeingut (= die Allmende),
alle Hofgüter und sogar die Taglöhnerhäuschen aufgezählt und der
Flächenbesitz mit Nutzungsart und Grenzverlauf beschrieben. Die Lagerund
Abgabenbücher wurden fortgeschrieben (1590, 1686, 1716 und 1722)
und bilden eine hervorragende Quelle für die Geschichte des Amtes und
der Stadt.

Ein augenfälliger Wandel in Stadt und Amt Hornberg in der frühen Zeit
der Württemberger läßt sich an Entwicklungen und Ereignissen im Umfeld
der Reformation zeigen. Wie überall in Mitteleuropa hatte sich nach der
großen Pestepidemie, nach Naturkatastrophen, Mißernten, Teuerungen und
Notzeiten eine Endzeitstimmung breitgemacht, die sich einerseits in einem
hemmungslosen Leben und andererseits in einem großen Frömmigkeitsbedürfnis
äußerte.

Ursache allen Übels war für viele Menschen der unchristliche, gottlose Lebenswandel
der Geistlichkeit. Umkehr wurde gefordert, Erneuerung, wenn
man der Strafe Gottes, dem vermeintlich nahen Jüngsten Gericht, entgehen
wollte. Dieses Frömmigkeitsbedürfnis und die Zeichen der äußeren Opfer
lassen sich auch im Amt und in der Stadt Hornberg aufzeigen. Zählt man
alle Kirchenfeste, Wallfahrten und Prozessionen zusammen, kommt man in
Hornberg auf etwa 100 im Jahr.

Eine Hornberger Besonderheit war die „Pfaffenfasnacht". Der Pfarrer lud
die Männer auf das Rathaus ein, die Frauen ins Wirtshaus und die Kinder
in den Pfarrhof und bewirtete sie mit Küchlein. Viermal im Jahr und am
Patroziniumstag (St. Johannes der Täufer) waren die zwei Kapläne, der
Mesner und der Stadtschreiber zu einem Essen im Pfarrhaus eingeladen.

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