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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 349
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len. Die Gutacher St. Peterskirche stammt aus dem Jahr 1504; von diesem
Gebäude steht heute noch der Chorraum, während das Langhaus 1743 angefügt
wurde.

Das kirchliche Leben in Hornberg kurz vor der Reformation wird in einer
Neuordnung 1533 beschrieben. Pfarrer - letzter katholischer Geistlicher in
Hornberg und später in Oberndorf tätig - war damals Hans Glathar. Das
Pfarrbesetzungsrecht hatte der Landesherr inne, doch wurde der Wunsch
nach Mitspracherecht der Gemeinde schon spürbar. Dem Pfarrer und den
Kaplänen wurden die Pflichten eingeschärft, regelmäßige Predigt verlangt
und von ihnen erwartet, daß sie „ein gutes Exempel geben und sich vor
Sünden und unnützem Geschwätz hüten".4 Das „gute Exempel" war in jener
Zeit eher Ausnahme als Regel, und auch der Gutacher Pfarrer H(a)user
reiht sich in die große Zahl der Geistlichen jener Zeit ein, die Vater in recht
irdischem Sinne waren.

Die Hornberger Kirchenordnung von 1533 bestimmt weiter, daß jeder Gläubige
mindestens zweimal im Jahr beichten und ein christliches, vor allem
sittliches Leben führen sollte. Jeder, der einer fremden Ehefrau oder einer ledigen
Tochter „ein Kindlein befiehlt", muß ein Viertel Haber in den bischöflichen
Bannschatz bezahlen.5 Nach der Reformation merkte ein evangelischer
Schreiber an: „Damalen war guet scherzen, jetzo Penitenzstuelin."6

Unschwer ist aus dieser Neuordnung des Jahres 1533 der Geist der Reformation
abzulesen. Daß diese im Herzogtum Württemberg nicht früher Fuß
fassen konnte, hängt mit der schillernden Persönlichkeit Herzog Ulrichs
zusammen. In seiner Jugend ein unsteter Geist, ein rücksichtsloser Draufgänger
und gewalttätiger Landesherr, verlor er 1519 sein Herzogtum, mußte
in die Verbannung und miterleben, wie sein Herzogtum pfandweise an
Österreich geriet, das - im Einklang mit dem Schwäbischen Bunde - die
Villinger beauftragte, Hornberg zu bestrafen, das - aus welchen Gründen
auch immer - zu Herzog Ulrich hielt. Diese Züchtigung oder besser Eroberung
geschah vom 17. bis 19. April 1519 und blieb den Hornbergern lange
Zeit in schlechter Erinnerung.

Bis zur Rückkehr Herzog Ulrichs nach Württemberg im Jahre 1534 blieb
es in der Hornberger Gegend ruhig. Dies ist insofern bemerkenswert, als
einer der unruhigen Geister des Armen-Konrad-Aufstandes von 1514 und
Aufwiegler in den Jahren des Bauernkrieges 1524/25 der Hornberger
Stadtschreiber Lukas Str(a)ubinger war.

Die Einführung der Reformation im Amt Hornberg erfolgte bald nach der
Rückkehr Herzog Ulrichs 1534. Daß ausgerechnet am Weihnachtstag jenes

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