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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 354
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aus; sie sollten nur ihre Landsleute auf der Burg befreien. Dies geschah
auch, und Chamilly zog rasch Richtung Straßburg ab. In dieser für beide
Seiten schwer überschaubaren Situation geriet das Schloß in Brand. Den
Hornbergern blieb eine Brandstätte mit einem zerstörten Zeugnis der langen
Geschichte. 1689 ist für viele Städte und Dörfer der Region eine Erinnerung
an Zerstörung, Brandschatzung und Plünderung. Daß es in Hornberg
nicht zum verheerenden Stadtbrand kam, ist beherzten Leuten zu verdanken
, die das von den Franzosen in der Stadt gelegte Feuer schnell
löschten.

Auch für die nachfolgenden Jahrzehnte sollte der Satz eines Gutacher Pfarrers
im Kirchenbuch noch oft Wirklichkeit werden: „Dieser Tag ist
schwarz anzustreichen, weil die Franzosen ohnversehens ins Tal eingefallen
."7 Die Menschen waren ständig in Angst oder auf der Flucht, mußten
Abgaben leisten, konnten die Ernte nicht einbringen und hatten darüber
hinaus „Evakuierte" aus der Kehler Gegend unterzubringen und zu versorgen
.

In gleicher Weise wie 1689 wurden Amt und Stadt zu Beginn des Spanischen
Erbfolgekrieges bedroht und heimgesucht. Inzwischen war das System
der Linien und Schanzen um Hornberg weiter ausgebaut worden,
doch schlagkräftige, militärisch ausgebildete Mannschaften fehlten. Kein
Wunder, daß die wenigen Verteidiger der Schanzen bei Haslach, Hausach
und Gutach-Turm angesichts der gewaltigen Heeresmasse des Marschalls
Villars in den letzten Apriltagen des Jahres 1703 das Hasenpanier ergriffen
. Auf dem Hornberger Schloß war eine Truppe zur Verteidigung zusammengezogen
worden, doch fielen die Franzosen - angeblich von Verrätern
auf Schleichwegen durch das Wonnenbachtal geführt - diesenVerteidigern
in den Rücken. Und wieder hatte die Kriegsfurie ihre Spuren hinterlassen.
In den Stabsgemeinden und in der Stadt wurden Häuser niedergebrannt,
darunter das „Stabswirtshaus zur Linde" in Gutach. Dort wurden auch die
Glocken vom Turm geworfen und die Orgel aus der Kirche geplündert.
Damit war aber auch nach langen Jahrzehnten ein Höhepunkt kriegerischer
Auswirkungen erreicht. Aufwendig und mühsam gestaltete sich die Aufbauarbeit
der materiellen und geistigen Werte. Weltliche und kirchliche
Ordnungskräfte waren um die Schaffung einer neuen Ordnung bemüht,
und deren strenges Vorgehen ist aus der Situation jener Zeit erwachsen und
dementsprechend einzuordnen.

Als Beispiel einer dörflichen Ordnungsmacht seien die Kirchenkonvente
angeführt, die als örtliche Gerichte den durch die Kriegswirren verursachten
Verwilderungen der Sitten Einhalt gebieten sollten. Sie bestanden bis
zum Beginn des 19. Jahrhunderts, wie die Protokollbücher des Gutacher

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