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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 369
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0369
Im Fall Jacob Sauer gegen Susanne Hain werden 7 vereidigte Zeugen und
der Pfarrer von Appenweier gehört; auch der Kläger kann seine Version
ausführlich vorbringen: Am „anderen Hochzeitstag, den sie den Hürsentag
nennen"31 sitzen Jacob, Susanne und die Magd Ottilia in Jacobs Stube. Da
gibt Susanne dem Jacob ein Gläschen Wein, trinkt ihm zu und fordert ihn
auf, das Glas zu leeren. Kaum hat ihr Stiefsohn dies getan, verspürt er
Schmerzen im Kopf. Susanne „hab ihm auch in anderweeg mehr zugesetzt,
als an den Kranz gegriffen . . . item auf die Axel geschlagen". Damit habe
ihm Susanne seine Mannheit geraubt. Jacob wird krank, fühlt ein „Lärmen
" in seinen Gliedern. Auch seine Frau beginnt zu „serben" und stirbt.
Nun will Jacob sein Recht bekommen und auch nachweisen, daß Susanne
anderen ehrlichen Bürgern denselben Schaden zugefügt hat.

Das bestätigt der schon oben genannte Jacob Schneck. Ihn habe Susanne
an seinem Hochzeitstag nach einem Tanz in die Kammer gestoßen, ihn
rücklings aufs Bett geworfen und sich „zwerch" (quer, verkehrt) auf ihn
gelegt. „Da sei ihm gewesen, als wann man ihme ein Schapfen voll kalt
Wasser oben in Busen schüttet und nieder die Schenkel hinab liefe." Als
später die Hochzeiterin kommt - Susanne ist gegangen -, findet sie ihn
kalt und unfähig, sie zu lieben, und weint. Der Kommission beteuert
Schneck, er sei nicht „alweg" so gewesen, „denn er habe zuvor under-
schiedlich Ehweiber und Kinder bei ihme gehabt"32. Der von Schneck zu
seiner Unterstützung herbeigerufene Martin Kranz kann ihm nicht helfen,
er hat die Intimitäten in der Kammer nicht gesehen. Dagegen belastet
Pfarrer Stahel von Appenweier Susanne mit einem weiteren Verbrechen.
Mathern Sauer, ein anderer Stiefsohn der Susanne, habe auf dem Totenbett
erklärt, nachdem er gebeichtet und kommuniziert hat, seine Stiefmutter
sei schuld an seiner Krankheit. Um seiner Aussage gebührende Bedeutung
zu verleihen, wollte er unbedingt, daß zwei Zwölfer an seinem Bett zuhörten
.

Hans Hölzle, ein Schneider, berichtet, nachdem er eines Tages die Aufforderung
Susannes, bei ihr zu arbeiten, abgelehnt hat, antwortet sie, sie wolle
es ihm wahrlich, wahrlich gedenken, und in derselben Nacht habe er seine
Manneskraft verloren. Aber Susanne heilt Hölzle auch wieder, meint der
Zeuge. Bei einem Festmahl schickte Susanne eine fremde Frau zu ihm, die
stupfte ihn in den Leib und ging wieder fort. „Und in derselben Nacht sei
es beständig mit ihm gut gegangen."33

Einen Racheakt der Susanne meldet auch Philipp Remp dem Schultheiß.
Sein Vater Wendel sei eines Tages von Susanne aufgefordert worden, mit
ihr zu tanzen, er aber wollte nicht, und in der Nacht wurde er „seiner
Mannheit beraubt"34.

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