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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 372
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einander, aber Gering gab nicht nach, auch nicht, als man ihn nochmals
aufzog. Erst als er nach vier Tagen wieder gebunden wurde, brach er zusammen43
.

Lange blieb auch Anna Gering standhaft, obwohl man sie mehrfach ohne
und mit Gewicht - man hatte ihr schwere Steine an die Füße gehängt -
aufzog, dann hielt auch sie die Schmerzen nicht mehr aus und gab zu, was
man von ihr verlangte44.

Eine besondere Brutalität bewiesen die Folterer an der Tochter des Raphael
Remuß. Sie muß noch sehr jung gewesen sein, denn das Protokoll bezeichnet
sie als „Maidtlin". Sie hatte zunächst eine Reihe von Beschuldigungen
eingestanden, auch die Hochzeit mit dem Teufel. Aber „nach der Hand"
nahm sie alles wieder zurück und ließ sich auch nicht durch die Tortur von
ihrem Widerruf abbringen. Als man ihr später die Hände auf dem Rücken
zusammenband, um sie wiederum aufzuziehen, zerstörte die Angst vor
neuen Qualen wie bei Jacob Gering ihre Kraft.

Zwei andere Foltermethoden mußte Barbara Schneider ertragen. Sie hatte
nach „unterschiedlichen Rutenstreichen" nichts bekannt, da setzte man sie
auf den „gewöhnlichen Stuhl", einen mit Stacheln bestückten Sitz, der von
unten erhitzt werden konnte45.

In dem Willen, die Verdächtigen zu zermürben, hat man offensichtlich
auch gewaltlosere Mittel eingesetzt, die Quellen dafür liegen allerdings nur
für das Jahr 1595 vor. In den Kostenberechnungen - die Familien der Hingerichteten
mußten für Verpflegung, Wächter, Henker und Fürsprecher bezahlen
- wird vermerkt: „Als gemelte Catharina übel aufgewesen, und hernach
anfangen zu bekennen, für Wein und Brot. Zwischen und an den Imbissen
. Sowohl für Fleischgenuß und anderen Speisen, zu Zeiten auch
Visch, so viel und oft sie gefordert. Iro auf habendem Befehl keinen Mangel
gelassen worden"46.

Die Aussicht, den täglichen Hunger stillen zu können - das „Ordinarium",
die übliche Ration, dürfte nicht üppig gewesen sein -, hat man als Lockmittel
für die gequälten Menschen eingesetzt. Vielleicht waren auch Regungen
der Barmherzigkeit der Grund, man könnte, nachdem man sein
Ziel erreicht hatte, gnädig sein. Immerhin bezeichnet der Schultheiß von
Appenweier die Gefangenen als arme Weiber47. Ähnliche Bedingungen
wie Catharina Erhardt bekamen auch fünf weitere Frauen zugestanden.
Vollmer sieht in dieser Großzügigkeit allerdings Gewinnsucht des Sekretärs
der Landvogtei48. Denn darüber besteht kein Zweifel, die Erben
mußten die „Wohltaten" bezahlen.

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