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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 374
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schwarzen Kleidern im Namen des Teufels zusammengegeben, „dabei hat
sie dem bösen Feind die linke Hand nach rechts gegeben und versprechen
müsen, sie wolle sein eigen sein"52.

Die Verführung steht in den meisten Protokollen an erster Stelle, weil
durch sie der Teufel Macht über die Menschen erhält, aus ihr entwickeln
sich die anderen Untaten. Die Form, in der die körperliche Liebe in den
Niederschriften erscheint, weist aber noch eine andere Bedeutung aus: Die
Verteufelung der Sexualität.

Nicht in allen Fällen wird der Pakt so hervorgehoben, wie es oben dargelegt
wurde. Wolf Lenz wird vom Teufel gezwungen, mit seiner Mutter zu
schlafen und Hochzeit zu halten. Hier steht die Blutschande im Vordergrund
, wenn auch vom Teufel bewirkt53. Mit Urban Bayser schließt der
Böse als Mann den Vertrag durch mündliche Absprache, die Buhle, die
sich einmal als diese, ein anderes Mal als jene Frau zeigt, ist Folge, nicht
Zeichen der Übereinkunft54. Dem Martin Cranz, als er noch Roßbube bei
den welschen Reitern ist, schlägt ein Mann vor, er solle doch Sidomie mit
einem Pferd treiben; aber Cranz meint, ein Mädchen wäre ihm lieber55. In
diesen Beispielen wird nicht der Pakt zeichenhaft umschrieben, sondern
der Verstoß gegen das Gebot der Kirche markiert. Ebenso geißeln viele
Berichte den vor- und außerehelichen Geschlechtsverkehr. In einer fast romantischen
Szenerie liebt Jacob Pfeiler seine Freundin, als er im Heimers-
tal Erdbeeren sucht, aber in ihr steckt der böse Geist56. Zu Brigida Mengiß
kommt der Teufel in der Gestalt eines Knechtes, mit dem sie in Ehebruch
lebt57, und zu einer anderen Frau als ihr eigener Mann, mit dem sie allerdings
vor der Ehe in langer „Buhlschaft" zusammen war und der sie erst
hat schwängern müssen, damit sie heiraten durften57. Die Berichte könnte
man fortsetzen: Eine phantasievolle Fülle von Sünden wider den Beichtspiegel
wird ausgebreitet und verdammt, da ja der Teufel sie angeregt hat.

Aber die Protokolle greifen auch die Sexualität in der Ehe an. Katharina
Koch begegnet ihrem Mann in der Stumpengasse. Sie ist traurig, weil sie
Schulden hat. Er tröstet sie und fordert sie gleich zum Beischlaf auf. Sie
willigt ein, sagt aber, „Ach Gott, warum hast du nicht gewartet, bis wir
heimkommen", da verschwindet ihr Mann59. Eine Frau hat eben ihren
Mann aus dem Bett und dem Haus gejagt, aber als sie allein am Herd sitzt,
kehrt der Teufel in der Gestalt des Mannes wieder zurück und bittet sie, mit
ins Bett zu gehen60. Margaretha Huppenecker ergeht es ähnlich, während ihr
Mann im Wirtshaus sitzt, besucht sie der böse Geist an seiner Stelle61.

Viele dieser Inhalte, die durch die Folter zu Bekenntnissen erpreßt wurden,
stammen aus dem allgemeinen Volkswissen, das Überlieferung, Sage und

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