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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 375
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Aberglaube über Jahrhunderte bewahrten, Predigt, Heiligenlegenden und
Hexengeschichten bestätigten oder neu vermittelten. Seit dem Mittelalter
ist bekannt, „daß der Teufel mit seinen Dämonen überall in die Angelegenheiten
der Menschen eingreift und überall die Hand im Spiel hat. Er erscheint
bald in Tier-(...), bald in Menschengestalt, und zwar ebenso als
Weib wie als Mann. Macht er sich mit Weibern zu schaffen, so ist er ein
Incubus, während er sich bei Männern zum Sukkubus macht."62

Zu den Frauen - so müssen sie gestehen, wie wir gesehen haben - geht der
Teufel, wenn sie jung sind, als „fast schöner Jüngling", als „junger Mensch
in feinen Kleidern"; die Farbe des Anzuges wird betont: Rot, Gelb, auch
einfaches Schwarz, was gerade Mode gewesen sein mag. Ist die Frau älter,
wählt er die „falsche Mannsgestalt" eines ihrer Bekannten.

Die Zwiegeschlechtlichkeit des Teufels fällt besonders in den Formulierungen
bei den männlichen Angeklagten auf, da hier sprachliche Begriffe, die
jeweils ein anderes grammatisches Geschlecht bezeichnen, aufeinander bezogen
werden. Hans Brinklin wird mit einem „Teufel, so seiner Frau
gleichgesehen"63, Martin Cranz unter dem Hochgericht mit „ihm, dem bösen
Feind" vermählt64, und Hans Gering heiratet „den bösen Feind, der
einer Magd gleichgesehen hat"65. Auch erscheint der Teufel den Männern
beim zweiten Zusammentreffen meist als Mann, um seine Forderungen zu
stellen, und verwandelt sich vor der Hochzeit wieder in die Weibsperson
des Beginns. Nur Jacob Butz löst die etwas verwirrende Frage des Incubus
und Succubus in seinem Geständnis auf eine einfache Weise. Er schildert
den bösen Geist als treusorgenden Familienvater, der versucht, seine Tochter
an den Mann zu bringen, ein Ansinnen, dem sich Butz eine Zeitlang mit
List entzieht66.

Das schöne Äußere der Verführer und Verführerinnen ändert sich rasch, besonders
wenn der Mensch gegen die Forderungen des Bösen aufbegehrt. Der
Maria Loch erscheint der Buhle nach zwei Tagen „etwas scheußlicher" als
beim ersten Mal67, zu Margarethe Brinklin kommt er „in scheußlicher Gestalt
, aber noch ihrem Ehemann ähnelnd"68, und den Hans Brinklin zwingt
der Teufel „in gar scheußlicher Gestalt", den Heiligen abzuschwören und in
„gar schröcklicher Gestalt Hochzeit zu feiern"69. Mit dem Aussehen wandelt
sich auch das Verhalten. Nach der ersten Begegnung tröstet und schmeichelt
der Böse nicht mehr, sondern droht dem Menschen, er wolle ihn „zerzerren
und zerreißen", wenn er nicht willenlos folgt.

Es wurde oben darauf hingewiesen, daß alter Volksglaube den Teufel in
mancherlei Tiergestalt auftreten läßt. Vertraut mit diesem Muster dürften
die Angeklagten die Frage beantwortet haben, die, folgen wir dem Badi-

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