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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 376
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sehen Landrecht, die Richter an sie gestellt haben: „Wie auch seine (des
Verführers) Fueß usgesehen."70 Uns erscheint diese Frage unerheblich, den
Richtern aber erklärte die Antwort, inwieweit sich die Verdächtigen freiwillig
und wissentlich mit dem Teufel eingelassen hatten, denn an dem Fuß
- dem Pferdefuß würden wir sagen, aber der kommt in unseren Texten
nicht vor - konnte man das Wesen des werbenden Fremden erkennen. Und
die Befragten gaben zu, daß sie die untrüglichen Zeichen entdeckt hatten,
allerdings erst nach dem Beischlaf, bei der zweiten Begegnung. So nehmen
die Frauen an ihren Buhlen „veränderte Füß" oder „nichts Gutes an
den Füßen" wahr, sie sehen „häßliche Füße", einen „Geißfuß" oder einen
„Gansfuß".

Auch an anderen Merkmalen verrieten die Dämonen in Menschengestalt
ihre Verwandtschaft mit den Tieren, eine Frau erschrak vor den Bärentatzen
ihres geliebten Soldaten, und der Freund und spätere Ehemann ließ
sein Mädchen, nachdem er es geliebt hatte, zwischen den Erdbeeren im
Heimerstal allein und rannte als Wolf davon. Ein Wesenszug des Bösen
wurde von den Menschen jener Zeit von der kirchlichen Lehre weitergegeben
, anders ist der selbstverständliche Umgang mit diesem Problem in den
Protokollen nicht zu erklären. Alle Verdächtigen beschreiben, wiederum
einer gezielten Frage des Landrechtes entsprechend, den Beischlaf mit
dem fremden Buhlen oder dem angeblichen Ehemann in den oben dargestellten
Situationen als kalt und unnatürlich. Da sie die angesprochenen Erfahrungen
gar nicht gemacht hatten, konnten diese Kenntnisse nur in einem
Vorwissen bereitgelegen haben oder aus den Suggestivfragen während
der Folter übernommen worden sein. Die Richter aber hatten von der auf
Augustinus zurückgehenden theologischen Auffassung gelernt, „daß es
dem Dämon beim Koitus nicht um Befriedigung der eigentlichen Wollust
zu tun sei, sondern nur um die Verführung der Menschen zum Laster und
seiner dadurch vergrößerten Herrschaft"71.

In die Niederungen der praktischen Seelsorge heruntergeholt, könnte dieser
Satz, konkretisiert in der Teufelsbuhlschaft, als Beweis gebraucht worden
sein, daß jedes Zusammenwirken mit dem Bösen in einem Mißerfolg mündet
. Das Geld des Buhlen erweist sich als Kot, das Verhältnis zum schönen
Jüngling führt zu Drohungen und Prügel, der - wir greifen vor - beim Wetterkochen
angestrebte Hagel zerrinnt zu Regen, ein falsches Wort läßt die
Hexen von ihrem Flugstecken fallen, die schönen Speisen beim Hexenmahl
schmecken fad oder sind gar verfault. Jacob Butz empfand wohl diese
Frustration, als er auf den, wie er glaubte, vor ihm stehenden Teufel
fluchte, weil er sich „betrogen und beschissen" fühlte72. In diese Reihe
fügt sich die kirchliche Warnung, von der Sexualität nicht zuviel zu erwarten
, folgerichtig ein.

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