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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 379
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der Vorgang des Wettermachens leicht von außen gestört werden, durch
Roßbuben z. B., die im Ryseneck ihre Pferde suchten, oder durch das Läuten
der Betzeitglocke89.

Ging aber alles glatt vonstatten, brachte diese Zauberei nach Meinung der
Angeklagten Unheil über die Felder. An einem Sonntagnachmittag um
4 Uhr machten die Hexen einen Hagel, davon große Steine einen Teil des
Hanfs zerstörten90. Ein anderes Mal schädigten sie ihren eigenen Hanf, als
sie beim Windschläger Wäldlein ein Wetterle bewirkten91. Erstaunlicherweise
gehen die Vorwürfe aus dem Volk recht wenig auf diese Sache ein.
Eine Aussage richtet sich gegen Brigitha Pfeiffer. Der Bannwart Geltreich
fand eines Morgens unter einem Kirschbaum einen großen, neuen Hafen,
der mit Gras, Kornähren, Eichenzweigen und Unrat gefüllt war, daneben
lag ein Armvoll Holz. Er trug mit zwei Stecken den Hafen auf den Acker
und zerschlug ihn in kleine Stücke. Als er am nächsten Morgen wieder an
der Stelle vorbeikam, sah er keine Scherbe mehr. Geltreich verdächtigte
Frau Pfeiffer, weil diese sich in der Nähe des Kirschbaumes herumgetrieben
hatte92.

Auch der Schneider Hölzle gibt an, daß zwei bekannte Frauen, einen Wetterzauber
versucht hätten. Er erzählt eine Geschichte, die er vor Jahren von
einem Bäckerknecht gehört haben will: Dieser Bäcker habe eines Morgens
vor der Betglocke fünf Weiber unter einem Kirschbaum bei einem Feuer
sitzen sehen. Da habe eine gesagt, Potzment, der Peckenknecht kommt, da
seien sie alle miteinander hinweggefahren93. Diese Situation schildern drei
Frauen in ihren Geständnissen aus ihrer Sicht. Wir wählen eine aus: Vier
Gespielinnen seien am Hürnenbrücklein gewesen, „ein Wetter zu machen,
Wein und Korn verderben wellen hat die Catharina Wolf Erhardts Frau gesagt
, Potzmend, des Beckenknecht kommt, welcher ein Stück Brot in den
Händen habe, darauf seien sie alle miteinander in den Lüften davon gefahren
"94. Vielleicht war es das Brot, das die Hexen vertrieben hat, denn Brot
hilft nach dem Volksglauben gegen böse Geister.

Viele Forscher versuchten, die bekannteste außergewöhnliche Fähigkeit
der Hexen, auf einem Besenstiel durch die Luft zu reisen, in ihrem
Realitätsgehalt zu erklären, ohne daß sie bislang zu einem allgemein
befriedigenden Ergebnis gekommen wären. Auch in unseren Prozessen
gestehen die meisten Verdächtigen, wenn auch nicht alle, ein, daß sie diese
Fortbewegungsart beherrschten. Für die Bedeutung „durch die Luft
fliegen" verwenden die Sekretäre gewöhnlich das Wort „fahren". Da
sie die Bezeichnung aber auch im ursprünglichen Sinn gebrauchen, kann
man nicht an jeder Stelle eindeutig sagen, welcher Vorgang beschrieben
wird.

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