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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 393
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der Personalia des Verstorbenen, mit der ihm Dank gesagt wird (deshalb
„Leichabdankung" genannt). Dem können Epicedia beigefügt sein, mit denen
Verwandte, Studiengenossen, Freunde, den Toten ehren und das Leid
der Angehörigen zu lindern suchen. In diesem Fall sind keine Trauergedichte
beigefügt. In der Predigt selbst ließ Pfarrer Schnitzler, der an der
theologischen Fakultät Straßburgs den Magistergrad erworben hatte, die
Funken seiner Kenntnisse in antiker Geschichte und Mythologie, seine Belesenheit
in den Kirchenvätern und den lutherischen Schriften sprühen - es
dürften nicht allzu viele unter den Zuhörern gewesen sein, die ihm in allem
folgen konnten. Zum Motto der Leichenpredigt hatte er ein Schriftwort aus
Jesaja (66:14) gewählt: „Eure Gebeine sollen grünen wie Gras", in Anspielung
auf den Familiennamen des Verstorbenen. Solche semantischen Ausdeutungen
von Namen waren mehr als Spielerei. Sie bekundeten, daß der
Name des Verstorbenen im Buch der Bücher aufgehoben war.

Der Personalteil selbst ist wie selten detailliert in der Aufzählung der Lebensstationen
des Verstorbenen. Über die auch sonst in solchen Abdankungen
anzutreffenden topischen Teile hinaus (Abstammung, Bildungsgang,
Ämter, Glaubensfestigkeit, Vorbereitung zum Sterben) werden genau die
militärischen Kommandofunktionen und die Feldzüge aufgezählt, an denen
Johann Christoph von der Grün teilgenommen hatte. Das hatte
Schnitzler nicht allein aus den Berichten der Angehörigen, vorab der Witwe
, erfahren. Er versichert, auch historische Darstellungen, vor allem das
„Theatrum Europaeum" herangezogen zu haben, um diesen Lebensbericht
sorgfältig auszuarbeiten. Daß dabei seine Sympathien auf der Seite der lutherischen
Parteien lagen, versteht sich von selbst. Auch daß er die Verdienste
des Verstorbenen, wo es irgend ging, herausstrich. Schließlich waren
die von der Grün Herren der Kirche in Nonnenweier, er selbst vom
Wohlwollen des Sohnes des Verstorbenen abhängig. Auch weiß man, daß
derartige außergewöhnliche Predigtanstrengungen mit einem Ehrengeschenk
belohnt wurden. Es ist demnach nicht alles unbesehen zu übernehmen
. Vor allem wird verschwiegen, daß die Biographie von der Grüns
einen markanten Bruch aufwies, der sich genau, nämlich in das Jahr 1628,
datieren läßt. In diesem Jahr begann der bayerische Kurfürst Maximilian
II. die Oberpfalz, aus der von der Grün stammte, mit massivem Druck der
katholischen Konfession zurückzugewinnen. Die gesamtpolitische Situation
im Reich kam dem entgegen. Durch die Siege Tillys und Wallensteins,
durch die Ausschaltung der lutherischen norddeutschen Länder konnte
nicht nur der Staatsapparat Kaiser Ferdinands IL, konnte auch Maximilian
II. in seinen Territorien daran denken, die Gegenreform vorwärts zu treiben
. Die Familie von der Grün war betroffen. Sie lehnte den Konfessionswechsel
ab, verlor ihre Güter in der Oberpfalz, so daß der Sohn Johann
Christoph seine vielversprechenden Studien der Rechtswissenschaft im Al-

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