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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 395
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lebten dort unter so bekümmerten Umständen, daß die Mutter den Verstand
verlor und noch 1628 im Nürnberger Armen- und Irrenhaus starb.16 Wann
der Vater im Tod folgte, ist nicht überliefert. Doch wird verständlich, daß
der fünfundzwanzigjährige Sohn jegliche Bindung an seine Heimat verlor.
Er wählte jenen Ausweg, der Adelssöhnen in solchen Notlagen allein offen
stand. Er ließ sich laut der Leichenpredigt in Reutlingen, im „Fernamonti-
schen Regiment zu Pferd" als Korporal einschreiben.17 Nun beginnt die
mehr als zwanzig Jahre dauernde Militärkarriere, die wir dahin zusammenfassen
, daß von der Grün ab 1630, nach der Landung Gustav Adolfs von
Schweden, auf fast allen bekannten Schlachtfeldern des Krieges kämpfte,
an der Seite der Schweden 1630 auf der Ebene von Breitenfeld, 1632 als
Kompanieführer bei Lützen, dann im Heer des Feldmarschalls Gustav von
Horn 1633 bei der Belagerung von Konstanz, 1634 in der Schlacht bei
Nördlingen verwundet und gefangen genommen, wieder ausgelöst, von
Feldzug zu Feldzug aufsteigend bis in die Funktion des „Generaladjudan-
ten", des ersten Ordonnanzoffiziers und ständigen Begleiters des Herzogs
von Weimar. Zu seinen im „Theatrum Europaeum" berichteten Ruhmestaten
gehörte die Verteidigung der im Jura gelegenen Festung Joux gegen
Truppen Karls IV. von Lothringen. Bei seinen Ausfällen aus der Festung
soll er bis zu 460 Städte, Dörfer und Flecken in seine Gewalt gebracht haben
.18

Einzelne Züge aus dieser Laufbahn eines heimatlos Gewordenen werfen
ein Licht auf seinen Charakter, seine soziale Situation und sind es wert, aus
dem Bericht des Pfarrers Schnitzler herausgehoben zu werden. In der Zeit
zwischen 1628 und 1630 - er stand im Dienst des Prinzen Friedrich Heinrich
von Oranien in Holland - waren nach dem verlorenen dänischen Krieg
die Chancen für adlige lutherische Offiziere, im Heeresdienst auf deutschem
Boden Verwendung zu finden, so schlecht wie nie. Von der Grün
faßte die abenteuerliche Idee, sich über Meer Glücksgüter zu erwerben.
Aus der Leichenpredigt:

„Und nach dem Er von dem Printzen seinen rühmlichen Abscheid erhalten / ist Er
zwar Willens worden / eine Reiß in West-Indien zu thun / zu welchem End Er
dann bereits schon / bey einem Schiff-Capitain die Stell eines Leutenants angenommen
; Aber wie Ihme solches von hohen und vornehmen Herren / seinen grossen
Patronen und Gönnern ernstlich und vielfältig mißrathen worden / mit Vermeidung
/ daß Er dieser Zeit dem Vatterland bey Ihro Königlichen Majestät von
Schweden ansehnlichen Kriegs-Verfassung in Pommern theils bessern Dienst leisten
könte / theils auch grössere Promotion zu hoffen hätte / also hat Er solchem
Rath gehorsamlich gefolgt / seinen Vorsatz geändert / und ist darauff mit guter Recommendation
der Schwedischen Armee zugangen."19

Offenbar mußten Besonnenere ihn gelegentlich von waghalsigen Unternehmungen
abhalten. Ähnliche Züge treten hervor, wenn man liest, daß

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