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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 402
(PDF, 127 MB)
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ist doch die Teuerung im Herbst so gewesen, daß hier der Weizen 10 Gulden
galt (im Vorjahr 6 Gulden)." Durch eine rasche behördliche Maßnahme
wurde das Hanauerland vor dem Hunger bewahrt:

„Es war von der fürstlichen Regierung bei 50 Taler verboten, Frucht außer Land
zu verkaufen, allein viele 100 Viertel, da wir einen Überfluß und unsere Nachbarn
den größten Mangel hatten, sind doch heimlich ausgeführt worden. Am schlimmsten
traf er die großen Städte, in denen der Weizenpreis auf 50 Gulden stieg
(Nürnberg, Augsburg), da in allen Herrschaften die Frucht starr angelegt war."

Jede Herrschaft war sich selbst die nächste und hatte sich genau so verhalten
wie Hanau-Lichtenberg. Nach der Überlieferung der deutschen Sozialgeschichte
sollen in der Hungerkrise 1770-1771 die Landschaften am
besten bestanden haben, in denen bereits der Kartoffelanbau eingeführt
war, wozu auch das Hanauerland gehörte.

Die Hungerkrise von 1816-1817

(Chronist: Johann Jacob Schoch, Amtszeit: 1806-1830)

Das Frühjahr 1816 ließ sich sehr gut an.

„Die Früchte auf den Feldern stunden sehr schön, die Bäume blühten prachtvoll,
als man es lange nicht gesehen hatte."

Doch am 2

Es regnete
Es regnete
Es regnete
Es regnete

Mai kam der Umschwung zur Wetterkatastrophe:

im Mai
im Juni
im Juli
im August

22 Tage
21 Tage
24 Tage
15 Tage

Es regnete im September 17 Tage
zusammen 99 Tage

Zusammengefaßt heißt das: Während der aufgezählten fünf Monate war
nur jeder dritte Tag regenfrei. Dazu war es kalt. Eigentlich hatte man gar
keinen Sommer. Das Getreide konnte weder blühen noch ausreifen. Das
Unkraut nahm überhand. Hacken war nutzlos. Welschkorn und Bohnen
verkamen. Die Vorräte von 1815 wurden gänzlich aufgezehrt. Den Leuten
ging es übel. Vor der Ernte galt der Weizen 25-26 Gulden, das Korn 18-
20 Gulden. Selbst wohlhabende Bürger baten um eine Getreidespende. Da
sich die Ernte um vier Wochen verzögerte, wurde die Frucht zum Teil grün
vom Feld geholt, gedörrt und gedroschen. Das gewonnen Getreide war wenig
, gab ein schlechtes Mehl und noch schlechteres Brot. Die Ernte zog
sich von Ende August bis in den Oktober hin. Der Ertrag war gering, die

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