Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 416
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0416
lingen und Graueisbaum) verschont. Die Notizen Spielmanns geben leider
über pilzliche Schäden keine Auskunft. Doch entnehmen wir denselben,
daß die Kartoffelernten mehr und mehr gefährdet waren. Der wachsende
Schaden kam von der Krautfäule, einer gefährliche Pilzkrankheit. Die Zeiten
, in denen reichlich Kartoffeln eine schlechte Getreideernte kompensierten
, waren leider vorbei. Nach Spielmann faulten die Kartoffeln in folgenden
Jahren: 1845, 1846, 1851, 1853 und 1854. Besonders schlecht gestalteten
sich die 50er Jahre, da auch die Getreideernten schlecht waren. Nur
die sehr verbesserten Verkehrsverhältnisse (Eisenbahn!) verhinderten eine
Hungerkatastrophe wie 1816-1817.5

Maßnahmen gegen die Schädigungen der Kulturpflanzen

Wie den Ausführungen der Chronik zu entnehmen ist, war eine aktive
Bekämpfung der Schädlinge nutzlos. Den Bauern blieb nur eine passive
Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten übrig, um die Einbußen
durch eine ungünstige Witterung und Schädlinge so klein wie möglich zu
halten. Dazu gab es zwei Wege.

Man wußte, daß heiße, trockene Sommer den tief gelegenen Äckern
(Rheinaue) nicht schaden konnten. Umgekehrt war der Schaden durch nasse
, kalte Sommer in hoch gelegenen Fluren geringer. Der Bauer achtete also
darauf, daß er den Anbau der Feldfrüchte auf beide Standortarten aufteilte
, z. B. statt eines Kartoffelackers deren zwei anpflanzte: Einen auf hohem
und einen auf tiefem Gelände. Der zweite Weg, der die Schäden begrenzte
, war die Kultur möglichst vieler Pflanzenarten. Die Erfahrung hatte
nämlich gezeigt, daß nie alle Pflanzenarten in gleicher Weise geschädigt
wurden. So wie zum Beispiel im Jahre 1830 der Winterreps erfror,
während der Sommerreps prächtig gedieh. Die Weizen-Roggenmischung,
„Molzer" genannt, wurde noch 100 Jahre später sehr häufig angesät aus
der Erfahrung heraus, daß sich die beiden Arten je nach der Witterung gegenseitig
ersetzen können. Wenn man die Monokulturen unserer heutigen
Feldflur vor Augen hat, ist man deshalb erstaunt über die Vielfalt der Feldflur
des vorigen Jahrhunderts, die aber, wie angeführt, kein Luxus war,
sondern aus der Erfahrung geborene Notwendigkeit. In der Sprache der
heutigen Wirtschaft würde man das beschriebene Verfahren „Diversifizierung
" der landwirtschaftlichen Produkte benennen, ein Ziel, das in ihrem
Bereich heutzutage auch viele Industriebetriebe anstreben. Eine Übersicht
über die Anzahl der angebauten Nutzpflanzenarten möge das verdeutlichen
: Man kannte neun Getreidearten, zwei Hackfruchtarten, vier Ölsaaten
, vier Hülsenfruchtarten, zwei Faserpflanzen und Klee.

416


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0416