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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 417
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Gibt nun die Pfarrchronik einen objektiven Schadensbericht? Eigentlich
trifft das nur auf die Beiträge von Pfarrer Schoch zu. Pfarrer Neßler berichtete
nur wenig über die Schädigungen, obwohl er selber Ackerbau betrieb.
Er hielt offenbar die Schädlinge für eine Naturgegebenheit, die nicht so bemerkenswert
ist, daß man sie alle in der Chronik notiert. Pfarrer Schoch
hingegen war auf Kulturschäden „spezialisiert". Seine Aufmerksamkeit für
diesen Sektor der ländlichen Existenz wurde wohl durch das Krisenjahr
1816 sehr stark auf dieses Gebiet gelenkt, der Zeitgeist verstärkte diese
Tendenz. Das beginnende Biedermeier beschäftigte sich besonders gern
mit den kleinen, nahen Dingen.

Überwindung der Hungerkrisen durch Verbesserung des Verkehrswesens

Die Hungerkrisen waren immer die Folgen von Mißernten. Da diese
Mißernten aber immer geografisch begrenzt waren (1816 in Mitteleuropa),
gab es die Möglichkeit dem Hunger dadurch zu wehren, daß man das Getreide
aus Überschußgebieten den Mangelgebieten zuführte (1816 besaß
Rußland große Vorräte!). Damit verschob sich das Problem auf die Möglichkeiten
des Verkehrs. Dieser bot zwei Arten des Transports an: den Pferdewagen
und das Flußschiff. Der Wagentransport war teuer und kam deshalb
bei längeren Strecken nur für wertvolle Güter in Betracht. So kostete
ein 6-spänniges Fuhrwerk von Frankfurt nach Basel 131 Gulden, ein Beitrag
, in dem allein 60 Gulden Weggebühren steckten, und das bei schlechten
Straßen, auf denen Achsenbrüche an der Tagesordnung waren.6 Für ein
Massengut wie das Getreide wäre aber auch der Schiffstransport in Frage
gekommen. Aber da sah es nicht viel besser aus. Die Lastschiffe wurden
von 10-12 Pferden gezogen, und ab Leopoldshafen bei Karlsruhe (früher
Schröck) mußten die Pferde durch Menschen abgelöst werden.

„Bei Schröck wurden höchstens 2000 Zentner je Boot geladen. 56 Menschen
spannten sich vor, ihr Weg führte sie oft durchs tiefe Wasser ... Das war eine Vergeudung
von Arbeitskraft ohnegleichen."

Bis Straßburg dauerte der Transport 14 Tage. Der Lohn für den Mann betrug
17 Gulden plus eine reichliche Verpflegung.7 Das ergab teuere Frachtkosten
, weshalb der Transport mit einem solchen Schiff wie bei den Pferdewagen
sich nur für wertvolle Frachtgüter lohnte. Ein Zeitgenosse
schrieb:

„In der Bergfahrt ... dominierten noch ganz und gar die Kolonialwaren, vor allem
Kaffee und Zucker."8

Den Achsbrüchen entsprachen die Schiffbrüche. Neben den technischen
Unzulänglichkeiten der Schiffahrt gab es noch zwei aus dem Mittelalter

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