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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 419
(PDF, 127 MB)
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der untersten Grenze des unbedingt Nötigen. Jede Mißernte, hervorgerufen
durch einen nassen Sommer oder durch Pflanzenschädlinge, konnte eine
Hungersnot hervorrufen und hatte das auch mehrfach getan. Die Lichtenauer
Pfarrchronik schildert uns diese Grenzsituationen in anschaulichen
Berichten. Die federführenden Geistlichen suchten die Ursachen der
Misere aufzudecken und dem Elend zu steuern, soweit es in ihren Kräften
stand. Sie stießen dabei oft an die Grenze dessen, was menschenmöglich
war und verwiesen dann auf die Vorsehung.

Der Landwirt des 20. Jahrhunderts hat die Situation von 1830 weit hinter
sich gelassen. Er ist beim Angriff von Schädlingen nicht mehr zum passiven
Zuschauen verurteilt. Eine große Auswahl von Chemikalien erlauben
ihm die aktive Abwehr der Schädlinge. Der industriell erzeugte Mineraldünger
hatte eine Vervierfachung der Produktion zur Folge. Doch diesen
positiven Seiten steht ein Negativkatalog von Nebenwirkungen gegenüber,
der die genannten Errungenschaften je nach Standpunkt ganz oder teilweise
in Frage stellt. Also zurück zum Landbau von 1830? Das kann niemand
ernstlich wollen, der die Pfarrchronik aufmerksam gelesen hat. Der naturnahe
Landwirt und der Agraringenieur - Ökologie und Ökonomie - werden
voneinander lernen müssen, wie man ausreichende Ernten einbringen
kann, ohne daß die Natur in ihrer Gesamtheit über Gebühr Schaden leidet
oder bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wird.

Gegen Mißernten wegen schlechtem Wetter gibt es noch immer kein Rezept
und wird es wohl auch nie geben. Dafür existiert aber ein weltweites,
schnelles Verkehrssystem, und die Weizenproduzenten warten nur darauf,
ihre Ware rasch an den Mann zu bringen. Auch erlaubt es unser industriell
geprägtes Wirtschafssystem jedem und nicht nur dem Wohlhabenden, sich
jederzeit Brot zu kaufen und noch einiges dazu.

Anmerkungen

Bemerkung zur Pfarrchronik: Dieselbe wird im evangelischen Pfarramt zu 77 839 Lichtenau
aufbewahrt. In dieser Arbeit sind die Zitate aus der Pfarrchronik nicht buchstabengetreu,
aber wortgetreu wiedergegeben, d. h. die Orthografie wurde den heute geltenden Regeln angepaßt
.

1 Ludwig Lauppe, Burg. Stadt und Gericht Lichtenau. Herausgegeben von Lisbeth Laup-
pe und Dr. Wilhelm Lauppe, Weinheim 1984, S. 11.

2 Johann Baptist Kolb, Historisch-statistisch-topographisches Lexicon von dem
Großherzogtum Baden enthaltend in alphabetischer Ordnung eine vollständige Beschreibung
aller Festungen, Städte Flecken ... Karlsruhe, Macklot 1813-1816.

3 Lauppe, a. a. O. S. 383.

4 August Feßler, Das Tagebuch meines Urgroßvaters. In „Die Ortenau", Jahrgg. 1954,
S. 64-70.

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