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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 437
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Zwischen 1847 und 1848 um weitere 122 Prozent. „In einem Zeitraum von
20 Jahren also, in dem die Bevölkerung sich fast ganz gleich blieb, haben
sich die Unterstützungen an die Armen um die Hälfte vermehrt. - Schlimme
Vermehrung! Aus diesem Spiegel schaut ein bedenkliches Stadtgesicht
heraus! Den Stiftungsvorstand erstaunte im Jahr 1830/31, 'wie groß der
Zudrang um Unterstützung, wie enorm die Summe dieser Unterstützung
sei, und wie sehr die Fonds bei dem Stocken mancher Einnahmequelle in
Anspruch genommen werden; 'was sagen wir heute: Gleich einem Waldbache
, der durch wilde Gewässer seinen Bord überschreitet und zum
allverheerenden Strom anschwillt, und bei jedem Schritte seines Laufes
anschwillt, drohender, unersättlicher wird, - also die Verarmung der
Stadt41."

3. Mikrohistorie der Armut

Aus den Rechnungsunterlagen erhält man erste Einblicke in die Alltagsgeschichte
der Armen. Die Armenpolizei versuchte durch ihre Hilfen vier
Grundübel der Armut zu lindern: Hunger, Krankheit, Kälte und Obdachlosigkeit
. Während sich der Rammersweirer Armenfonds bei seinen Aktivitäten
auf die Auszahlung kleiner Geldsummen beschränkte, gewährte die
Rammersweirer Armenpolizei eine Vielzahl individueller Hilfeleistungen.
Die Aktivitäten milder Stiftungen und Fonds sowie der kommunalen
Armenpolizei der Stadt Offenburg wurden seit Ende der 1820er Jahre von
einer Armenkommission koordiniert.

Als häufigste Form der Armenunterstützung erstattete die Gemeinde Hilfen
zum Lebensunterhalt. Beispielsweise schafften die Kommunen Brot,
Mehl und Holz und Saatkartoffeln für ihre Ortsarmen an. Einzelpersonen,
wie etwa der „Kranke Michael Blöchele" und die „Ledige Bettlerin Rosina
Hartmann", bekamen für je 22 Kreuzer Fleisch zugeteilt.

Hunger und Bettel

Armut bedeutete, angesichts hoher Preise und fehlender Nahrung, in erster
Linie „Hunger". Es war der ständige Begleiter, nicht allein der Armen,
sondern des größten Teils der Bevölkerung. Schuld daran hatten hohe Preise
und fehlende Nahrungsmittel.

Die Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln überstieg das traditionelle
„große Almosen" des Offenburger St. Andreas-Hospitals. Sog. „Land-

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