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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 459
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war der Pfarrer Betz in Bühl, der dem Pater immer dann Kost und Logis
gewährt hatte, wenn dieser das Bad in der Hub gebrauchte; was dieser, von
1808 bis 1815, jährlich rund fünf Wochen lang tat. (Betz war ein Vetter des
Verstorbenen und dessen nächster Verwandter; mit zittriger Hand schrieb
er zwei Briefe an seinen Vertrauensmann, den Franziskaner Gregor Vihl,
vielleicht um sich ein Erbe zu sichern, das es gar nicht gab.)

Und da war Margaretha, eine Dienstmagd des Wirtes zum Pflug, „wegen
durch fünf Jahre und sechs Monate außerordentlich geleistete Dienste" und
„weil das Haus dem ich diene, weder schuldig war, diese Dienste auf sich
zu nehmen, noch mich dafür zu belohnen". Insbesondere hatte sie, wie sie
durch ihren Rechtsbeistand vorbringen ließ, dem Pater die „kranken und
fließende Füße durch mehrere Jahre verbunden und versorget; und die
ekelhafte Wasche wieder gereiniget"; und sich verdient gemacht „wegen
dem Übeln Gehör, durch Einspritzen und Umschläge" und „durch nächtliches
Wachen, und viele außerordentliche Verpflegung". Als sie allerdings
meinte, sie hätte aus dem Pflug, wo sie um 28 Fl. diente, für 40 Fl. in die
Krone überwechseln können, hätte dieses Angebot aber auf Bitten des Paters
ausgeschlagen und daher einen Anspruch auf nachträglichen Ausgleich
der Differenz - da machte das Amt nicht mehr mit. Vielleicht zu
Recht; denn manch einer schien hier die Chance zu wittern, noch rasch irgendeine
unbelegte und unbelegbare Forderung zu präsentieren, und um so
mehr, als die Gutmütigkeit des Verstorbenen weithin bekannt gewesen war.
Nicht ohne Grund hatte Bruder Felix das Oberamt in einer Eingabe gebeten
, seine Pension ihm selber und nicht etwa dem Pater auszuhändigen,
weil dieser ja so gut sei und leicht mit dem einen, eigenen Geld auch noch
das fremde verschenken könne.8 Und nicht ohne Grund findet sich eine der
wenigen Unterschriften, die die Akten von Balthas überliefern, in einer
Spendenliste: unterm 24. 10. 1813 zeichnete er für die „Equipierung" der
Landwehr 25 Fl., die bei seinem Tod noch zu bezahlen waren.

Und natürlich war da die Beerdigung, die auch ihren Preis hatte; woraus er
sich zusammensetzte, weisen die einzeln vorliegenden Rechnungen genau
nach. Da steht dann, was der Stadtpfarrer für den Gottesdienst bekam und
was der „Musicprofessor Lump wegen gemachter Trauermusic beim Leichenzug
", was der Schreiner für den Sarg, was der Wundarzt und der Totengräber
; wieviel das Wachen („zweymal vierundzwanzig Stund") und
das Anziehen kostete, wieviel das „Blasbalkziehen" und das Kerzenwachs.
Beerdigt wurde Vitalis Balthas „an der Kirchenmauer", also außen an St.
Bernhard und damit in nächster Nähe des Klosters, in dem er gelebt, und
der Schule, in der er gelehrt hatte.9

Unterm Strich blieb nichts - sogar weniger als nichts, nämlich die besag-

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