Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 474
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0474
Glockner war ein überaus tüchtiger Beamter und Finanzfachmann, aber er
war kein großer Stilist. Seine Art zu schreiben ist etwas trocken und pedantisch
; lange Sätze enthalten eine Überfülle von Informationen. Gerade dies
macht seine Darstellung zu einer hochinteressanten Quelle. Glockners Gedächtnis
funktioniert ausgezeichnet, seine Situationsschilderungen sind
plastisch und seine Beurteilung von Personen, insbesondere seiner Kollegen
, zeugen von scharfer Beobachtungsgabe. Seine Kompetenz in allen
Fachfragen ist freilich von großer Bescheidenheit begleitet, die schließlich
auch dazu führte, daß er das ihm angebotene höchste Amt des Finanzministers
ausgeschlagen hat. Was er zu berichten hat, ist zuverlässig, wenn
auch aus der Sicht des reifen Mannes, dem seine Jugendzeit in verklärtem
Licht erscheint.

Aus dem vorliegenden Abschnitt wurden, wie gesagt, einige sein Privatleben
und seine Familiengeschichte betreffenden Dinge gestrichen. Die
Orthographie des Textes sowie die Zeichensetzung wurden normalisiert,
wogegen keine Eingriffe in den Stil vorgenommen wurden, um die Dialektform
, das badische Idiom des Erzählers, beibehalten zu können. So erkennen
wir auch im vorliegenden Text einen liebenswürdigen und treuherzigen
alten Herrn, der über seine Kindheit und Jugend plaudert. Für die Mentalität
eines bürgerlichen Beamten zu Beginn der „liberalen Ära" Badens
erhalten wir in seinem Bericht eine ausgezeichnete Quelle. Von ganz besonderem
Wert ist jedoch der vorliegende Bericht über die Belagerung von
Straßburg im Jahr 1870 und die Tätigkeit Glockners im besetzten Elsaß.
Wenn hier der Hauptabschnitt über die Einrichtung der deutschen Steuergesetzgebung
im bisher französischen Elsaß-Lothringen aus Platzgründen
nicht abgedruckt wird, dann, weil diese stark fachbezogene Erörterung
Glockners für die meisten Leser dieser Zeitschrift wenig interessant wäre.
Doch ist zu hoffen, daß das ganze Werk einmal publiziert werden kann, auf
das auch mit diesem Beitrag hingewiesen werden soll. 1991 erschien ein
Abschnitt „Heidelberger Studentenleben", also der Auszug aus Glockners
Erinnerungen für die Jahre 1856—1860, in der Heidelberger Universitätszeitschrift
„Ruperto-Carola" Heft 43 S. 141-157. Abschrift und Bearbeitung
des Manuskriptes verdanke ich Frau Lydia Filaus.

I.

Am politischen Horizonte ballte sich anfangs Juli 1870 ein schweres Gewitter
zusammen: Die Befürchtung eines Krieges zwischen Deutschland
und Frankreich. Schwere Sorge lastete auf den Gemütern, namentlich in
Süddeutschland, das dem französischen Nachbarn so nahe lag, und auch
hier wieder ganz besonders in Baden, lagen wir doch gleichsam unter den

474


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0474