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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 478
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//.

Morgens früh heraus und mit Frühzug nach Rastatt! Dort großes Leben
und Treiben. Jeder einlaufende Zug bringt bereits Reservisten. Ich treffe
auf der Straße verschiedene Bekannte, Offiziere vom Jägerbataillon, das
von Karlsruhe sofort nach Rastatt abgerückt war, und den Oberleutnant
Steinwarz, den ich vom „Bären" her gut kannte, ein sehr lebenslustiger Offizier
. Ich dachte nicht, als ich ihm die Hand schüttelte, daß ich ihn nicht
mehr sehen würde. Er fiel beim Vormarsch der Badener nach der Einnahme
von Straßburg über die Vogesen bei Raon l'Etappe5.

Den Finanzamtsvorstand (es war dies ein schon recht bejahrter Beamter
namens Bauer, der späterhin wegen Kasseneingriffs und Bücherfälschung
zu Zuchthaus verurteilt wurde und sich im Gefängnis erhängte) traf ich mit
seiner Gattin ahnungslos beim Frühstück sitzend. Beide erschraken höchlichst
über meinen Auftrag. Sie hielten es für unmöglich, denselben noch
am gleichen Tag durchzuführen. Erst als ich ihnen klarmachte, daß vermutlich
am anderen Tag die Festung gesperrt würde, während ich ihnen für
heute voraussichtlich noch militärisches Fuhrwerk zur Übersiedlung nach
Baden zur Verfügung stellen könne, machten sie sich schleunigst an die
Arbeit, sie ans Packen von Weißzeug, Bettzeug, Kleidung, er an das Zusammenpacken
der Kasse und der Bücher samt Akten. Ich begab mich
mittlerweile auf die Festungskommandantur und bekam dort bereitwilligst
die Zusicherung, daß binnen einer Stunde zwei große Leiterwagen, bespannt
und mit militärischen Fuhrleuten und mit einiger Mannschaft zum
Aufladen vor dem Finanzamt stehen würden, und dem war denn auch so.
Während des Verladegeschäftes fuhr ich per Bahn nach Baden voraus, um
dort Quartier für die Ankömmlinge zu machen. Es gelang mir auch nach
nicht ganz einfachen Verhandlungen, die erforderlichen Büroräume im
Domänenverwaltungsgebäude freizubekommen und in einem Gasthause
Zimmer für den Obereinnehmer und seine Frau zu belegen. Die Eisenbahnfahrt
von Rastatt nach Baden war allerdings mit Hindernissen verknüpft
gewesen, denn auf dem Rastatter Bahnhof (es war dies noch der
alte, provisorische, ziemlich weit von der Stadt entfernte Bahnhof) traf
gerade ein preußisches Infanterieregiment, aus Mainz kommend, zur Verstärkung
der Garnison ein. Es wurde mit ungeheurem Jubel empfangen. Es
war dasselbe Regiment, das früher lange, zusammen mit dem österreichischen
Infanterieregiment Benedek, die Rastatter Garnison gebildet hatte
und vor Ausbruch des 1866er Krieges nach Mainz zurückgezogen worden
war. Die Ausladung des Regiments erforderte längere Zeit. Erst dann ging
der Zug nach Oos und Baden ab.

In Baden traf ich, als ich im Petersburger Hof zu Mittag speiste, den mir
ebenfalls vom „Bären" her gut bekannten Hofkupferstecher Willmann, ei-

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