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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 479
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nen Mann von bedeutendem künstlerischen Können; der weitverbreitete
und bekannte herrliche Stich „das Heidelberger Schloß" nebst zahlreichen
anderen trefflichen Landschaften stammen von ihm her6. Willmann pflegte
den Winter jeweils in Paris zuzubringen und war mit den französischen
Verhältnissen sehr vertraut. Er beklagte den Kriegsausbruch sehr, war aber
felsenfest von einem für Deutschland glücklichen Ausgang überzeugt. Bei
aller Tüchtigkeit der französischen Truppen, deren Mannschaften den uns-
rigen an Beweglichkeit, Anstelligkeit und Lebhaftigkeit entschieden überlegen
seien, stünden doch die höheren Truppenführer weit hinter den unsri-
gen zurück. Auch seien Kaiser und Kaiserin äußerst verhaßt, und die erste
bedeutendere Niederlage werde den Sturz des Kaisertums zur Folge haben.
Alles dies traf ja dann ein. Am späten Nachmittag trafen die Rastatter Wagen
ein, und ich konnte abends mit dem beruhigten Gefühle nach Hause
fahren, daß mir die Durchführung meines Auftrags geglückt war.

///.

Tags darauf wurde die feste Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Kehl von
den badischen Pionieren gesprengt7. Damit war das Band zwischen Frankreich
und Baden auch äußerlich zerrissen. Die Kriegserklärung an Frankreich
folgte auf dem Fuße. Man hat späterhin diese Sprengung der Kehler
Brücke als voreilig und überflüssig bezeichnet. Allein die Möglichkeit, daß
sie benützt werden konnte, um ein französisches Korps herüberzuwerfen,
lag sehr nahe. Allerdings lagen rechts und links der Brücke zwar kleine badische
Forts, von welchen aus Leitungsdrähte zu den Sprengkammern
führten, die in die Steinpfeiler der Brücke eingebaut waren. Man hätte also
immerhin noch zuwarten können, bis sich die Franzosen der Brücke wirklich
bemächtigt hatten und erst dann sie sprengen können. Allein diese
Forts waren dem Feuer der Straßburger Geschütze ausgesetzt und konnten
in wenigen Stunden in Trümmer geschossen werden, wie es auch wirklich
während der Belagerung Straßburgs geschah. Auch war der moralische
Eindruck, den dieses entschiedene und sofortige Vorgehen Badens machte,
ein sehr bedeutender und war geeignet, die stille Hoffnung Frankreichs,
Baden samt den übrigen süddeutschen Staaten beim Kriegsausbruch zu einer
neutralen Haltung oder doch zögernden Politik zu bestimmen, gründlichst
zu zerstören.

An die Sprengung der Kehler Brücke knüpft sich für mich eine andere,
recht wehmütige Erinnerung. Ich war im Jahr 1862 sechs Monate lang als
junger Praktikant beim damaligen Hauptzollamt in Kehl, damals unser bedeutendstes
Zollamt, beschäftigt.

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