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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 483
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Vier Tage später kam dann die so hochbedeutsame Nachricht von der
Schlacht bei Wörth! Der Jubel war unbeschreiblich! Man hatte den Tag
über nichts gehört, daß eine Schlacht im Gange sei. Kanonendonner hörte
man nicht. Erst ca. 8 Uhr abends im Bären traf die Nachricht ein. Wir
stürzten aus dem Lokal12 auf die Straße und verteilten uns gruppenweise,
um in den einzelnen Bierwirtschaften der Stadt die Siegesbotschaft zu verkünden
mit dem Beisatz: auf zum Schloß. Auf dem Schloßplatz sammelte
sich denn auch etwa um 9 Uhr eine nach tausend zählende Menschenmenge
unter Absingen der „Wacht am Rhein". Der Großherzog erschien auf
dem Balkon und verlas die amtlichen Depeschen mit lauter Stimme und
eine kurze patriotische Ansprache. Endloser Jubel war die Antwort. Der
Freudentaumel spottet jeder Beschreibung. Die wildfremdesten Menschen
umarmten sich und vergossen Freudentränen. Man hatte das richtige
Gefühl, daß mit dieser siegreichen Schlacht und dem Zurückwerfen der
Armee Mac Mahons die Gefahr eines Eindringens der Franzosen bei uns
und in Deutschland überhaupt vorbei und der Kriegsschauplatz endgültig
nach Frankreich verlegt war, zumal als tags darauf dann auch noch die Telegramme
von den siegreichen Kämpfen bei Spichern einliefen.

VI.

Schon nach dem Gefecht bei Weißenburg waren die ersten französischen
Gefangenen hier durchgekommen. Sie kamen von Maxau her über Mühlburg
zu Fuß und wurden von einer tausendköpfigen Menge, die sich aber
durchaus anständig und ruhig verhielt, an der Mühlburger Allee (jetzt Kaiserallee
) und am Mühlburger Tor erwartet und empfangen. Sie marschierten
nach dem Hauptbahnhof durch. Nach der Schlacht bei Wörth kamen
dann große Mengen Gefangener hier durch, aber durchweg mit der Bahn.
Man konnte sie deshalb nur sehen, wenn man am Hauptbahnhof auf sie
wartete, wo sie auszusteigen pflegten und Erfrischungen erhielten. Der
Bahnhof war den ganzen Tag und bis spät in die Nacht hinein von neugierigen
Menschen belagert, darunter nicht wenige junge Damen, die in ihrem
Eifer, die Gefangenen zu erquicken und mit ihnen französisch zu parlieren,
häufig zu weit gingen und die wünschenswerte Reserve dem Feinde gegenüber
vermissen ließen. Die gleiche Erscheinung trat übrigens an anderen
Orten, so namentlich in Heidelberg, Frankfurt und selbst in Berlin in
noch viel stärkerem Maße zu Tage. Auf der anderen Seite leisteten die
Karlsruher Frauen und Mädchen auf dem Gebiete der Verwundetenpflege
sehr Anerkennenswertes. Die Krankenschwestern hätten ohne diese freiwillige
Beihilfe nicht ausgereicht. Auch die männliche Einwohnerschaft
suchte allerorts zu helfen. Der Verpflegungsstation auf dem Bahnhof habe
ich bereits gedacht. Viele hunderte von jungen Männern zogen aber mit Er-

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