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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 491
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hend, beziehen konnten. Allerdings mußten wir die Wohnungen auf unsere
Kosten möblieren, was auch mit Hilfe eines Möbelverleihers, an den wir
dafür einen entsprechenden monatlichen Mietzins zahlten, gelang. Die
Einrichtung war sogar recht hübsch und elegant, nur fehlten leider in den
Betten auch die damals in Straßburg sehr heimischen Wanzen nicht, die
wir erst mit vieler Mühe nach und nach vertrieben. Unsere Bedienung samt
Frühstücksversorgung lag in den Händen eines von uns inzwischen als
Bürodiener eingestellten badischen Grenzaufsehers namens Kerner und
seiner Frau und war ganz zufriedenstellend. Auch dienstlich war Kerner
recht brauchbar und gewandt, nur zeichnete er sich durch eine bis zur Feigheit
gesteigerte Ängstlichkeit aus, die in einem merkwüdigen Kontraste zu
seinem martialischen Schnurrbarte und seinen militärischen Allüren stand.

XII.

Im übrigen bestand unser Büropersonal in den ersten Monaten, bis Mitte
Januar 1871, nur aus einem badischen Finanzassistenten namens Throm,
der als Registrator und Expeditor funktionierte und recht tüchtig war, und
einem als Schreiber funktionierenden badischen Grenzaufseher. Als Dezernent
war uns noch Sekretär Kirsch von der badischen Zolldirektion beigegeben17
. Er war akademisch gebildeter Kameralist aus meinem 1860er
Staatsexamen und leistete, namentlich als Personalreferent, sehr gute Dienste
. Denn gerade die Beschaffung des erforderlichen Personals für die Bezirksverwaltung
war eine schwierige Aufgabe. Solange der Krieg dauerte,
der alle militärpflichtigen Leute bei der Fahne festhielt, war nur aus Baden
geschultes Personal zu erlangen, da mit der Besetzung Elsaß-Lothringens
die Zollinie an der badisch-elsässischen Grenze zwar noch (bis l. Januar
1872) fortbestand, aber doch die Einfuhr über diese Zollgrenze sehr an Bedeutung
verloren hatte, zumal auch eine Reihe von Zollerleichterungen für
die Einfuhren über die fragliche Grenzlinie dazu kamen, so daß eine Anzahl
badischer Zollbeamter entbehrlich wurde und nach Elsaß abgegeben
werden konnte. Wir bezogen daher in den ersten Monaten und bis zum
Friedensschluß nahezu unser gesamtes Personal aus Baden. Doch wurde
auch eine Anzahl aus Frankreich vertriebener Kaufleute, die brotlos geworden
waren, verwendet, selbstverständlich mit tunlichst sorgfältiger
Auswahl. Von den französischen Zoll- und Steuerbeamten war nicht ein
einziger auf seinem Posten geblieben; sie waren samt und sonders, auch
soweit sie aus dem Elsaß gebürtig waren, mit ihren Kassen, Steuerregistern
und allen Akten nach Frankreich entflohen. Wir standen in dieser Beziehung
vollständig vis-ä-vis du rien.

Es war dies um so mißlicher, als uns die Aufgabe gestellt war, durchweg
nach den französischen Gesetzen, die zunächst als noch fortbestehend gal-

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