Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 552
(PDF, 127 MB)
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2 Die Agrarstruktur

Die Aussage „Baden ist das typische Land des Klein- und Mittelbesitzes"
gilt für den sich von der Rheinniederung bis in die Höhenlagen des mittleren
Schwarzwaldes erstreckenden Bezirk Bühl um so mehr, als im Jahre
1925 64,1% der insgesamt 10 695 landwirtschaftlichen Betriebe auf die
Größenklasse unter 2 ha (Parzellenbetrieb) und 29,83% der Betriebe auf
die Größenklasse von 2 bis unter 5 ha (Kleinbetrieb) entfielen. Die stattliche
Zahl von 10 046 Betrieben, das sind 94% (!), waren Klein- und
Kleinstbetriebe. Diese Betriebsgrößenstruktur wirkte sich nachhaltig auf
die Anbaustruktur aus, denn der Inhaber eines Parzellenbetriebes war darauf
bedacht, die ihm zur Verfügung stehende Fläche möglichst intensiv zu
bewirtschaften. Deshalb wurde der Anbau ertragreicher Sonderkulturen,
wie Tabak, Wein und Obst, forciert betrieben. Der Anbau von Kartoffeln,
Brotgetreide und Futtermitteln diente ebenso wie die Haltung von Schweinen
, Ziegen, Hühnern usw. zumeist der Selbstversorgung. Eine noch entscheidendere
Stellung kam dem Anbau von Tabak, Obst und Wein in der
zweiten Betriebsgrößenklasse, dem Kleinbetrieb, zu. Bei dieser geringen
Betriebsgröße war an den Einsatz von Maschinen kaum zu denken. Die
Wirtschaft des Parzellenbetriebes ruhte v. a. auf der Arbeitskraft der Frau
und auch im Kleinbetrieb spielte die Arbeit der Familienangehörigen des
Inhabers eine wichtige Rolle.6

Verantwortlich für die Vielzahl von Klein- und Kleinstbetrieben war die
von den Mittellagen des Schwarzwaldes bis zum Rhein praktizierte Realteilung
. Dies hatte auch zur Folge, daß die Betriebsflächen in eine ungeheure
Zahl von Einzelgrundstücken zersplittert waren. So war beispielsweise
die landwirtschaftlich genutzte Fläche der Gemeinde Eisental
(363 ha) in 5088 Einzelgrundstücke aufgeteilt. Die Verschwendung von
Zeit, Arbeit und Material, im kleinen Familienbetrieb nur beschränkt vorhanden
, war die Folge.7

Die natürlichen Gegebenheiten verstärkten die von der Betriebsgröße vorgegebene
Tendenz des Anbaus: Die 300 bis 400 Meter hohe Vorbergzone,
die sich von Ottersweier bis Sinzheim erstreckt und im Süden durch
fruchtbare, sanfte Lößhänge, im Norden durch eine Vielzahl von wind- und
frostgeschützten Seitentälern gekennzeichnet ist, bietet noch heute die optimalen
Voraussetzungen für einen umfangreichen Obst-(und Wein)bau.8
Über 500 000 Obstbäume prägten die Landschaft. Die Bühler Frühzwetschge
stellte (1929) mit 279 265 Bäumen den größten Anteil dar. Daneben
gab es zahlreiche Nuß-, Apfel-, Birn-, Kirsch- und Pfirsichbäume.9

Am Beispiel von sieben Kleinbetrieben im Bezirk Bühl, die Anfang der
30er Jahre untersucht wurden, läßt sich die besondere Stellung des Obst-

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