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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 555
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len Verlust bedeuten.25 Trotz stetiger Aufklärungsarbeit, brachten auch vier
Jahre später noch einige Obsterzeuger „grüne und faule Waren" auf den
Markt.26 Aber nicht nur einzelne Obsterzeuger versuchten, sich durch unsaubere
Praktiken finanzielle Vorteile zu verschaffen. So gab es Händler,
die Obst aufkauften, ohne mit dem Verkäufer einen Preis zu vereinbaren.
Erst nach dem Weiterverkauf bezahlten sie den Obsterzeuger mehr oder
weniger willkürlich. Obstbauinspektor Hopp geißelte bei einer Versammlung
des Bezirks-Obstbauvereins dieses „Maklergeschäft", das der „reelle
Handel" sicherlich nicht billige.27 Nach Maurath wurde im I. Weltkrieg im
Zuge der Zwangswirtschaft „ausschließlich das Aufkäufersystem gegen
Provisionsbasis" betrieben. Der von Hopp kritisierte „wilde Handel", ein
Überbleibsel dieser Vermarktungsform, kaufte „große Obstmassen bei Vernachlässigung
der Qualitätsprüfung [. . .], um möglichst hohe Provisionen
herauszuschlagen". Auch die Marktferne einzelner Gemeinden wurde zur
Profitsteigerung ausgenützt. Daneben traten Händler auf, die sich weniger
risikobereit an der Nachfrage orientierten sowie die Obstabsatzgenossenschaften
. Um 1933 gab es im Bezirk Bühl die (1919 gegründete) Obstabsatzgenossenschaft
e.G.m.b.H. Bühl (OAG) sowie drei weitere Genossenschaften
, die sich dem Obstabsatz widmeten. Da nur der geringste Teil des
Obstes zum Eigenverbrauch oder zur Weiterverarbeitung in der Konservenindustrie
bzw. zur Branntweinherstellung im Erzeugergebiet verblieb,
hatte der Handel eine wichtige Stellung inne.28

Obstbaurat Blaser von der Landwirtschaftskammer beschrieb anläßlich einer
Versammlung der Obsterzeuger in Bühl die grundsätzlichen Probleme
des badischen Obstbaues in der zweiten Hälfte der 20er Jahre und formulierte
zugleich einen Lösungsansatz: „Wir leiden [. . .] an einer Absatzkrise
, die durch die Einfuhr von ausländischem Obst bedingt ist." Als Ursachen
hierfür benannte er die zu geringen Zölle, aber auch den Qualitätsvorteil
der ausländischen Ware. „Die Einheitlichkeit der angelieferten Ware,
die Aufmachung geben uns Fingerzeige, wie wir uns einstellen müssen,
um unseren Markt zu behaupten. [. . .] Mit dem Kunterbunt der Sorten
kann der Handel nichts anfangen. Wir müssen deshalb anfangen, die Sorten
zu spezialisieren [. . .]."29 Auch der Obstbauinspektor des Kreises sah
im Fehlen einer solchen Qualitätsware die Ursache dafür, daß „ein großer
Teil des heimischen Obstes unverkäuflich" blieb und ausländischer Ware,
die diese verbraucherfreundlichen Kriterien erfüllte, der Vorzug gegeben
wurde.30

Die öffentliche Diskussion, die ein knappes Jahr nach der eingangs erwähnten
Sitzung der Marktkommission verstärkt geführt wurde, zeigt, daß
man gewillt war, sowohl die o. g. konkreten Schwierigkeiten als auch die
darüber hinausgehenden Absatzprobleme endgültig zu lösen, indem man

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