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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 563
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Sozialisten nach 1933 ihre Haltung und sorgten (bis 1940) für eine gründliche
Entfernung der „Amerikaner-Reben".83 Die NSDAP machte sich auch
zum Anwalt der Landwirte, die als „Schwarzbrenner" die Bestimmungen
des Branntweinmonopolgesetzes%A umgehen wollten.85 Auch hier hatte sich
im Vorfeld der Bemühungen um eine gesetzliche Neuordnung eine opponierende
Interessengruppe im Bezirk zu Wort gemeldet. Der Klein- und
Obstbrenner-Verband des Bühler Bezirks, der 1927 1100 Mitglieder hatte,
thematisierte die anstehende Neuregelung in seinen Versammlungen.86 Die
Kleinbrenner forderten v. a. die Ablieferungsmöglichkeit anstelle einer
Pflicht sowie eine Übernahme ihrer Erzeugnisse zu einem kostendeckenden
Preis.87 Entsprechend unzufrieden war man dann mit dem 1929 erlassenen
Gesetz, daß zwar die Ablieferung nicht zwingend vorschrieb, aber
dafür beim Privat-Verkauf einen Steuersatz von bis zu 500 RM pro hl
Branntwein vorsah.88 Dadurch wurde der Branntwein teurer und schwerer
an die Verbraucher abzusetzen. Die von der Monopolverwaltung festgesetzten
Übernahmepreise deckten dagegen nicht einmal die Produktionskosten
, so die Klage der Betroffenen.89 Mitte 1932 beschrieb der „Acher-
und Bühler Bote" die Lage der Kleinbrenner mit den Worten „Steuern
hoch, der Absatz und die Preise schlecht". Die Mitgliederzahl des Bezirksverbandes
war auf 115 gesunken.90 In diesem Zusammenhang warfen die
Nationalsozialisten dem Zollamt „Terror" gegenüber den „um ihre Lebensexistenz
kämpfenden Kleinbauern und Kleinbrennern" vor. „Mittelbadische
Brenner, vergeßt nie, was euch [. . .] angetan wurde", so schloß der
Bericht des „Führers" zu dieser Thematik.91 Ein weiterer Angriffspunkt
war der Finanzskandal um die Bank- und Verkaufsorganisationen des (zentrumsnahen
) Bauernvereins92 am Ende der zwanziger Jahre. Die erlittenen
Verluste konnten nur zum Teil durch Landesbürgschaften ausgeglichen
werden.93 Mehr als die Hälfte der 2,4 Mio. RM Schulden mußten durch die
Mitgliedsgenossenschaften aufgebracht werden.94 Für die Waldulmer Bezugs
- und Absatzgenossenschaft bedeutete dies z. B., daß 2700 RM zu bezahlen
waren.95 In der Folge wandten sich viele Landwirte vom Bauernverein
ab.96

Im Frühjahr 1930 versuchte die Zentrumspartei durch eine Artikelfolge in
ihrem Presseorgan, v. a. den Landwirten des Bezirks die Konsequenzen
des in dieser Zeit erschienenen nationalsozialistischen Agrarprogramms,
der parteiamtlichen Kundgebung über die Stellung der NSDAP zum Landvolk
und zur Landwirtschaft91', darzulegen. Die Erklärung der Agrarkrise
als Folge des „Steuerdrucks" und des „ungenügenden Zollschutzes" von
Seiten der Nationalsozialisten wurde als monokausal verworfen. Den
Landwirten wurden die bereits durchgeführten Steuersenkungen, Zollerhöhungen
sowie die ,,[h]underte von Millionen Mark [. . .] für die Behebung
der Absatzkrise" in Erinnerung gerufen.98 Auch führte man den

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