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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 565
(PDF, 127 MB)
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bereits beschriebenen Bemühungen um strukturelle absatz- und produktionstechnische
Verbesserungen angesprochen. Den Landwirten im Bezirk
wurde aber auch nahegelegt, die Preisabfälle durch eine Steigerung des
Mengenertrages auszugleichen. In diesem Zusammenhang wurde eine gesamtwirtschaftliche
Verantwortung der Landwirte angemahnt. Die Erhöhung
der Produktion sollte dazu beitragen, die „Einfuhr zu beschränken
", damit eine positive Handelsbilanz entstände. Diesen eher volkswirtschaftlich
ausgerichteten Appell ergänzte die Warnung vor einer „Hungersnot
" im Kriegsfall.109 Damit wurde schon lange vor 1933 für die Landwirte
die Verbindung von wirtschaftlichen Eigeninteressen, Absatz der heimischen
Produkte, mit staatlichen Interessen, Deviseneinsparung und
Autarkie im Ernährungsbereich, zu einem vertrauten Argumentationsmuster
.

Für das gute Abschneiden der NSDAP in der Septemberwahl von 1930
wurde vom Zentrum das „hitlerisch verhetzte Landvolk" verantwortlich
gemacht."0 Tab. 1 macht deutlich, daß die NSDAP weniger von den Verlusten
des Zentrums, als vielmehr vom Anstieg der Wahlbeteiligung profitierte
. Im Vergleich von 1929 und 1930 zeigt sich, daß die Zahl der Zentrumswähler
stagnierte, während der Anstieg der für die NSDAP abgegebenen
Stimmen mit einem parallelen Anstieg der Wahlbeteiligung zusammenfiel
. Am Beispiel der Wahl von 1930 soll untersucht werden, ob sich
die pauschale Aussage hinsichtlich des Wählerpotentials der NSDAP nicht
differenzierter darstellt: Von den insgesamt 1520 Stimmen für die NSDAP
in der Landtagswahl von 1929 stammten allein 964 aus Kappelwindeck,
Kappelrodeck und Bühlertal.111 In Kappelrodeck hatte Karl Maier, der spätere
Kreisleiter, schon am 15. Dezember 1928 die erste Ortsgruppe des Bezirks
gegründet. Von hier aus, wo auch die SA 1929 ihren Ursprung nahm,
setzte eine rege Propagandatätigkeit im Achertal und Achern ein. Im Jahr
1923 hatte sich in Baden-Baden aus verschiedenen völkischen Parteien
und Gruppierungen die regionale NSDAP gebildet, der auch der Bühler
Bezirk angeschlossen war. „1929 war der Umfang der Geschäfte schon so
gewachsen, daß eine Loslösung und selbständige Führung des Bezirks
Bühl notwendig wurde." Die zweite Ortsgruppe entstand im April 1929 in
Kappelwindeck. An deren Spitze stand der 1904 geborene Franz Holl, der
sich schon seit 1924 im völkischen Wiking-Bund betätigte.112 In Bühlertal,
wo ebenfalls schon vor 1930 eine Ortsgruppe entstanden war, errang die
NSDAP durch die Wahl ihres Mitgliedes Karl Fauth im Januar 1931 (!)
zum Bürgermeister einen beachtlichen Erfolg.113 Im September 1932 gelangte
Holl in Kappelwindeck in dieses Amt, ein weiterer tiefer Einschnitt
in das politische Gefüge des Bezirks. Die 1930 erfolgten Ortsgruppengründungen
in Altschweier, Eisental, Steinbach, Neuweier und Ottersweier
wurden von Kappelwindeck aus initiiert. Die Steinbacher Ortsgruppe mit

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