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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 566
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ihren 30 Mitgliedern (1930) regte die Gründungen der Ortsgruppen in
Sinzheim und Stollhofen an."4

Eine Betrachtung der Reichstags Wahlergebnisse von 1930 in den einzelnen
Gemeinden zeigt zunächst, daß es der NSDAP gelang, in Kappelwindeck,
Kappelrodeck und Bühlertal ihren Stimmenanteil zu verdoppeln. Aber mit
5146 der 7105 Stimmen kam jetzt der größere Teil der NSDAP-Wähler aus
anderen Gemeinden. Zu absoluten Hochburgen der NSDAP, mit einem
Anteil von über 30% der Stimmen für die NSDAP, waren nun auch die Gemeinden
Altschweier, Eisental, Mosbach, Sasbach, Sasbachried, Sasbach-
walden, Steinbach, Schwarzach, Stollhofen und Varnhalt geworden. Deren
landwirtschaftlicher Bevölkerungsanteil lag (1933) zum Teil unter, zum
Teil über dem Bezirksdurchschnitt, so daß eine einfache Zuordnung von
Wahlerfolg der NSDAP und agrarischer Prägung nicht gegeben ist.115 Im
Oktober 1930 gab es 1647 Arbeitslose im Bezirk. Besonders die Gemeinden
Bühlertal (299 Arbeitslose), Kappelrodeck (83) und Varnhalt (72) fallen
durch einen hohen Anteil an Arbeitslosen auf. In Bühlertal kann deshalb
ein Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und NSDAP-Wahl vermutet
werden. Die gegen die NSDAP resistenten Stadtgemeinden Achern (174)
und Bühl (101) sowie verschiedene Gemeinden, wie Sinzheim (165), Lauf
(77) und Neusatz (79), waren von der Arbeitslosigkeit jedoch ebenfalls
stark betroffen, so daß sich auch der Faktor Arbeitslosigkeit einer eindeutigen
Zuordnung entzieht."6 Erst die natürliche Lage der Gemeinden erscheint
als verbindendes Merkmal. Mit Ausnahme von Sasbachried,
Schwarzach und Stollhofen liegen die o. g. Gemeinden in der Vorbergzone
(das sind 10 von insgesamt 20 Gemeinden dieser Zone). Gerade hier war
die Landwirtschaft durch eine über dem Bezirksdurchschnitt liegende Zahl
kleinerer Betriebe mit Intensivkulturen gekennzeichnet. Umgekehrt hatten
die drei Stadtgemeinden und 15 von 21 Gemeinden der Ebene einen unterdurchschnittlichen
Stimmenanteil der NSDAP von 20 und weniger %."7
Die Ergebnisse können in der Aussage, daß der „typische NSDAP-
Wähler" im Amtsbezirk Bühl (1930) der Inhaber einer intensiv betriebenen
Kleinstlandwirtschaft war, zusammengefaßt werden. Dieser war von einzelnen
agrarpolitischen Tagesfragen (Hybridenverbot und Branntweingesetz
) besonders betroffen. Aber nicht nur hier stellte sich die NSDAP auf
die Seite der Landwirte. Gerade im Bereich des Obstbaues mußte die in
ihrem Agrarprogramm angekündigte Erhöhung der Zölle geradezu
verlockend gewesen sein. Die von den Agrarexperten im Bezirk propagierten
Maßnahmen zur Produktions- und Absatzverbesserung waren dagegen
aufwendig und erst langfristig wirksam. Der große Zuspruch, den die
NSDAP gerade in der Vorbergzone erfuhr, ist auch auf die frühzeitige
organisatorische Durchdringung dieses Gebietes zurückzuführen. Es bleibt
anzumerken, daß letztendlich ein Geflecht von Ursachen eine Wahlent-

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