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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 567
(PDF, 127 MB)
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Scheidung begründet. Die einzelnen Aspekte können aufgrund der Quellenlage
jedoch nicht in eine detailliertere qualitative These überführt werden
. Nach dem Erfolg von 1930 fuhren die Nationalsozialisten fort, um die
Landwirte zu werben. Ihre Agitation beschränkte sich weiterhin auf die
Schilderung der Krisenzustände und dem Versprechen, den Landwirten
Schutzzölle, Einfuhrkontrollen und Zinssenkungen zu gewähren.118 So
hatte auch Holl die „Handelsvertragspolitik des heutigen Systems" als
Hauptursache für die Not der Landwirtschaft benannt.119 Ein Polizeibericht
, der über eine Versammlung der NSDAP im Bühler Bezirk abgefaßt
wurde, bestätigt dieses sich aus den Zeitungsberichten ergebende Bild: „Er
[- der Redner] sprach zunächst über das Programm der NSDAP, schilderte
die derzeitige Lage der Landwirtschaft und gab sodann die Maßnahmen
bekannt, die in einem nationalsozialistischen Staate zur Hebung der Not
des Bauerntums getan würden. Insbesondere würde eine Sperrung der ausländischen
Einfuhren von Lebensmitteln auf ein Mindestmaß [. . .] erfolgen
. Ferner eine durchgreifende Stundung der Steuern und Unterstützung
des Verbrauchs der einheimischen Erzeugnisse der Landwirtschaft."120

Den regierenden Parteien wurde sogar eine beabsichtigte „Verelendungspolitik
" unterstellt.121 Die in den zahlreichen Versammlungen der NSDAP
im Bühler Bezirk ausgeübte verbale Gewalt fand in der Anwendung physischer
Gewalt ihre Ergänzung.122 Zu nennen sind hier die Überfälle auf den
katholischen Arbeiterverein in Bühlertal und auf eine Zentrumsversammlung
in Steinbach, bei der es sogar zum Einsatz von Schußwaffen kam.123
Die Pauschalität der Polemik sowie die Einfachheit der angebotenen Lösungen
verfingen, trotz der augenscheinlichen Aggressivität der Nationalsozialisten
, wie die weitere Zunahme der NSDAP-Stimmen zeigt.

Auch im Vorfeld der Reichstagswahl vom Juli 1932 wurde von Seiten des
Zentrums die „wirtschaftliche Not auf dem Lande infolge des schlechten
Erntejahres und der bis aufs [!] tiefste gesunkenen Preise für landwirtschaftliche
Produkte" für die „Hinwendung der Landbevölkerung zum politischen
Radikalismus" verantwortlich gemacht.124 Die Richtigkeit dieser
Analyse wurde durch den weiteren Stimmengewinn der NSDAP bestätigt.
In der Juli-Wahl von 1932, bei welcher die NSDAP ihren größten Erfolg in
freien Wahlen erzielte, gingen die Gewinne der NSDAP eindeutig zu Lasten
des Zentrums. Im Gegensatz zur Wahl von 1930 hatten jetzt auch die
Gemeinden der Ebene und die Stadtgemeinden verstärkt zum Wahlerfolg
der NSDAP beigetragen.125 Das Absinken der Wahlbeteiligung in der
zweiten Wahl von 1932 ließ beide Parteien Stimmenanteile verlieren. Holl
machte für den Rückgang der NSDAP-Stimmen v. a. die „Abwanderung
deutschnationaler Postenjäger" und die „Fahnenflucht der wetterwendischen
Unzufriedenen" zur KPD, die 631 Stimmen mehr als in der Vorwahl
erhielt, verantwortlich.126

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