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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 575
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waren 6% (zuzüglich der Transportkosten) zu bezahlen.Das Obst selbst
(und auch das Gemüse) wurden im Rahmen eines Groß- bzw.
Kleinmarktes, zu denen in der Hauptsache ortsansässige Händler zugelassen
wurden, abgegeben.164 An den Großmärkten sollte nicht mehr „gemarktet
" werden, sondern die Bezirksabgabestelle wies den Händlern einen
Teil der Ware an, die diese so schnell als möglich in die Verbrauchergebiete
zu bringen hatten. Über jeden Verkauf an einen Verteiler, so wurden
nun die Händler genannt, wurde ein Schlußschein ausgestellt, mit dessen
Hilfe der Weg der Ware bis zum Verbraucher kontrolliert werden konnte
. Der Preis wurde nicht mehr durch Angebot- und Nachfrage bestimmt,
sondern nach einheitlichen Sortierungs- und Qualitätsmerkmalen von den
Bezirksabgabestellen vorgegeben. Um dieses System durchführen zu können
, mußte auch die Einfuhr durch eine hierfür vorgesehene Reichsstelle
geregelt werden. Zugleich sollten die Verbraucher im Sinne einer Bevorzugung
heimischer Ware erzogen werden.165

4.4.2 Auswirkungen der Marktordnung

Für die Obsterzeuger bedeutete die Marktordnung, daß durch die vollständige
Erfassung des Obstes bei guten Ernten ein Preisverfall verhindert
werden konnte.166 Dies zeigt sich, wenn man die Ernteergebnisse 1929 und
1937 in Wert und Menge vergleicht. Nach Tab. 3 erbrachte die Ernte 1937,
die mengenmäßig nur gering unter der von 1929 lag, ca. 1,5 Mio. RM
mehr an Einnahmen. Bei schlechter ausfallenden Ernten hatten die Erzeuger
dagegen Einkommenseinbußen zu erwarten. So hatten sie nach der auf
den Frostwinter 1937/38 folgenden Mißernte einen Umsatzausfall von ca.
3 000 000 RM gegenüber dem Vorjahr, was für einzelne Gemeinden ein
Verfall der Kaufkraft bedeutete. Wie in den Krisenjahren vor 1933 mußte
sich dies auch auf die örtlichen Gewerbe negativ auswirken.167 Der Mengenausfall
konnte nicht, wie z. B. 1935, durch eine verstärkte Nachfrage
preislich ausgeglichen werden. Tab. 3 und Tab. 2 zeigen, daß 1938, im
Vergleich zum Vorjahr, die Menge des Obstes um ca. 80% zurückging. Die
Preise zogen dagegen lediglich bei den Zwetschgen deutlich an. Wie Tab. 2
zeigt, hatten die schlechten Ernten von 1930 und 1931 auch nicht zu einem
Preisanstieg geführt, was oben mit der gesunkenen Kaufkraft in der Wirtschaftskrise
bereits erklärt wurde. Bis Ende 1936 war es gelungen, die
Zahl der Arbeitslosen zu senken, die deutsche Industrie prosperierte.168
Die Verbraucherkaufkraft war also angewachsen und hätte eine Preissteigerung
bei Lebensmitteln grundsätzlich getragen. Wo lagen also die Gründe
für den ausbleibenden Preisanstieg von 1938? Nach Plate war im Bereich
des Obstes aufgrund der saisonalen Schwankungen und der geringen
Lagerfähigkeit auf ein Festpreissystem, wie bei anderen landwirtschaftlichen
Produkten üblich169, verzichtet worden. Örtliche „Preisbildungsstel-

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