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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 576
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len" konnten so die Preise den Gegebenheiten anpassen. Allerdings hatten
sie sich dabei an der Preisentwicklung von 1937 zu orientieren. Für dieses
Jahr galten das Angebot und die Nachfrage beim Obst (und Gemüse) als
„weitgehend ausgeglichen".170 Im Sinne einer Bedarfslenkung und einer
Stabilisierung der Verbraucherpreise im Rahmen der Autarkiepolitik war
das System (fast unabhängig vom Ernteumfang) also erfolgreich. Die
Obstpreise konnten auch bei einer Verknappung der Ware, wie 1938. durch
den Gartenbauwirtschaftsverband niedrig gehalten werden. Bei besonders
ertragreichen Ernten, wie 1937, wurden die Überschußmengen in der Konservenindustrie
untergebracht. Für die Verbraucher blieben die Preise
annähernd konstant.171 Die Erzeuger profitierten dagegen nur bei Rekordernten
von diesem System.172

Die von den Funktionären des Regimes zur Schau getragene Freude an der
Markthalle und der damit verbundenen Marktordnung schien nicht allgemein
gewesen zu sein, wie aus einer Anmerkung des Landesbauernführers
anläßlich der Festrede hervorgeht: „Es sind allerdings immer noch Nörgler
am Werk, denen die Marktregelung nicht paßt."173 Auch Ewald hatte davon
gesprochen, daß man auf dem Lande meckere und mit Streik drohe.174
Die hier angesprochene Kritik fiel in die erste - im Vergleich noch zahme
- Phase der Marktordnung. Eine freie Presse und damit öffentliche Auseinandersetzung
um agrarpolitische Maßnahmen gab es nicht mehr. Deshalb
läßt sich das Ausmaß des Unmuts der Obsterzeuger über die Zwangsmaßnahmen
nur erahnen. Die Erwähnung des Widerstandes in den Reden des
Landesbauernführers und des Bühler Bürgermeisters lassen jedoch auf eine
nicht unerhebliche Abneigung der Obsterzeuger gegenüber der Marktordnung
schließen.

An dieser Stelle soll die vom Bühler Bürgermeister so drastisch dargestellte
mit der Marktordnung verbundene Zielsetzung sowie die getroffenen
Maßnahmen in Zusammenhang mit den agrarpolitischen Grundgedanken
des Regimes gebracht werden. In der Forschung ist man sich heute weitgehend
einig, daß eine Ausweitung und Intensivierung der deutschen Nahrungsmittelproduktion
v. a. die Importabhängigkeit Deutschlands verringern
sollte. Hierdurch wiederum konnten Devisen eingespart werden, die
für den Kauf rüstungswichtiger Rohstoffe Verwendung fanden. Zugleich
sollten die Landwirte über ein je nach Produkt stark differenziertes Preis-
und Subventionssystem mit Absatzgarantien an den NS-Staat gebunden
werden. Die Lebensmittelpreise wurden niedrig gehalten, um Lohnerhöhungen
auszuschließen. So konnte sich die deutsche Industrie auf die
Produktion von Rüstungsgütern konzentrieren und die Verbrauchsgüterproduktion
vernachlässigen. Der Preisanstieg bei Konsumgütern band wiederum
die in der Rüstungskonjunktur gestiegene Kaufkraft.175 „Die Ziele

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