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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 577
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der nationalsozialistischen Agrarmarktpolitik unterlagen von Beginn an
dem Primat der Rüstungswirtschaft."176

4.4.3 Die praktische Arbeit

Auch in der praktischen Arbeit war man aufgrund der Möglichkeiten, die
ein totalitäres Regime bot, fortgeschritten: Man brauchte sich nicht mehr
mit dem Appell, an Lehrgängen und Kursen teilzunehmen, begnügen, sondern
war dazu übergegangen, sog. „freiwillige Pflegekolonnen-' zu bilden.
Unter der Anleitung eines Sachverständigen mußten die Obsterzeuger Arbeiten
wie das Ausästen, das Verjüngen, das Reinigen, das Düngen der
Bäume und die Schädlingsbekämpfung erledigen. Eine der wichtigsten Arbeiten
war dabei die Umpfropfung, denn hierdurch konnten ertragsschwache
Bäume in kürzester Zeit zu ertragsstarken veredelt werden. Das bad.
Finanz- und Wirtschaftsministerium hatte auf dem Verordnungswege (Verordnung
vom 24. Oktober 1934) die Obsterzeuger zu diesen Pflegemaßnahmen
verpflichtet.177 Es handelte sich um eine Fortsetzung der vor 1933
begonnenen Maßnahmen. Doch ging es jetzt nicht mehr darum, „Spitzenpreise
" zu erzielen, jetzt dienten die Bemühungen der Obsterzeuger „gemeinnützigen
und nicht mehr kapitalistischen Zwecken", so führte der
„Badische Bauernstand" den zeitgenössischen Lesern den grundlegenden
Wandel in der Agrarpolitik vor Augen.178

Zu Beginn des Jahres 1936 verkündete man die Absicht, im Gebiet der
Kreisbauernschaft Bühl eine Steigerung der Obsterzeugung um ca. 30% in
den „nächsten 2-3 Jahren" mit Hilfe ertragssteigernder Maßnahmen zu erreichen
.179 Diese besondere Förderung der Qualitäts- und Ertragssteigerung
durch intensive Pflege des Baumbestandes entsprang zum Teil der
Ansicht, daß eine Ausdehnung der Obstbaumpflanzungen angesichts der
kleinbetrieblichen Struktur die Ackerfläche für eine ausreichende Eigenversorgung
der Landwirte zu sehr geschmälert hätte.180 Auch brauchten
Neupflanzungen viele Jahre, um Erträge abzuwerfen.181 Bei der Betrachtung
der Tab. 4 fällt auf, daß sich der Bestand an tragfähigen Bäumen von
1929 bis 1937 um ca. 20 000 Bäume verminderte. Allein die Pflaumen-
und Zwetschgenbäume fanden eine Abnahme von 30 000 Stück. Bei den
anderen Obstsorten (Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Nußbäumen) kam es nur
zu geringfügigen Rückgängen. Die Zunahme um ca. 20 000 Pfirsichbäume
zeigt eine Verlagerung in der Produktion.182 Die absolute Zahl der Bäume
ist allerdings nicht unerheblich gestiegen und deutet auf umfassende
Neuanpflanzungen hin, deren Auswirkungen sich erst nach dem hier behandelten
Zeitraum gezeigt haben dürften. Doch schon die Erntemenge
1937 erreichte, trotz der verminderten Zahl tragfähiger Bäume, fast die Rekordernte
von 1929. Aus diesen Umständen läßt sich schließen, daß die

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