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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 579
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durchsetzen, die einer Neuerung ablehnend gegenüberstanden. Nicht zuletzt
hierdurch dürfte sich die Krise noch verstärkt haben. Gerade in den
obstbauenden Gemeinden der Vorbergzone erzielte die NSDAP erste
Wahlerfolge. Die von der NSDAP angebotenen Lösungsvorschläge, Einfuhrbeschränkungen
usw., standen im Gegensatz zu den Selbsthilfe-Appellen
der Agrarexperten im Bezirk. Nach der Machtübernahme gelang es,
wesentliche Vorstellungen derer, die zur Zeit der Weimarer Republik mit
der Förderung des Obstbaues befaßt waren, in die Realität umzusetzen.
Die errichtete Marktordnung bot den Erzeugern aber nur im Falle einer
übergroßen Ernte Vorteile. Bei Mißernten dagegen profitierten in erster Linie
die Verbraucher. Neben einer zum Teil im Detail, d. h. in den Maßnahmen
, sachlichen Kontinuität gab es auch eine personelle. Die alten Eliten
boten sich den neuen Machthabern an, die angesichts der Ermangelung eigener
Fachleute (und Querelen in den eigenen Reihen) auf diese zurück-
griffen. Der Obstbauinspektor, der schon vor 1933 um eine Besserung der
Lage der Landwirte bemüht war, verfolgte nun die viel weitreichendere
Zielsetzung der NS-Agrarpolitik.

In das Jahr 1933 fielen verstärkte Versuche des Obsthandels, die Konkurrenz
der Genossenschaften auszuschalten. Dies scheiterte letztlich am Willen
der Nationalsozialisten, die von ihnen nicht geschaffenen, sondern lediglich
übernommenen Genossenschaften, für die eigenen, ökonomischen
Ziele zu verwenden. Die Bemühungen und ersten Erfolge um eine effizientere
Organisation des Obstabsatzes und die produktionstechnischen Verbesserungen
hatten schon 1927/32 eingesetzt, so daß auch hier die Nationalsozialisten
lediglich bereits Begonnenes (in ihrem Sinne) fortzuführen
brauchten. Die Kontrolle der am Markt Beteiligten, der Ware selbst sowie
der Preisbildung waren notwendig, um die Obstproduktion in eine langfristig
angelegte Vorratswirtschaft einzugliedern. Hierfür wiederum war die
Markthalle die Voraussetzung, denn nur durch sie war „im Obstbau eine
genaue Erfassung und Kontrolle des Obstes" möglich geworden, die zuvor
„infolge des auf Straßen und freien Plätzen stattfindenden Marktes" nicht
durchführbar schien.184

Neben einem nur beschränkten ökonomischen Nutzen brachte die Marktordnung
eine Fülle von Vorschriften und Kontrollmaßnahmen für die Obsterzeuger
. Die Entscheidungsträger brauchten diese auch nicht mehr, wie zu
Zeiten der Demokratie, mühsam zu überzeugen, sie degradierten den
Landwirt zum Befehlsempfänger: „Der Bauer ist auch Soldat des 3. Reiches
" - so Ewald.185 Ob die NS-Agrarpolitik speziell im Bezirk Bühl in
der Lage war, die ländliche Bevölkerung langfristig an das Regime zu binden
, ist zweifelhaft. Die ökonomischen Ergebnisse und die (nur fragmentarisch
überlieferten) Zeugnisse des Widerspruchs legen diese These nahe.

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