http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0593
Bildstöcke und Wegkreuze auf der Gemarkung
Haslach
Monika Kohde
Vorwort zur Entstehung des Beitrags
In „Die Ortenau", 20. Heft 1933, erschien unter dem Titel „Bildstöcke im
Amtsbezirk Wolfach (1. in und um Haslach)" von Dr. Otto August Müller
die letzte Bestandserhebung der Haslacher Bildstöcke. Diese Arbeit diente
als Grundlage für eine Schülerarbeitsgemeinschaft im Schuljahr 1983/84
mit acht Schülern der Klassen 8b und 9a, die ich geleitet habe. Aus den mit
den Schülern zusammengetragenen Einzelheiten konnte ich abschließend
eine umfassende Darstellung anfertigen, die ich mit den Angaben über die
im Haslacher Raum befindlichen Wegkreuze ergänzte. Überprüft und auf
den neuesten Stand gebracht, dient diese Arbeit heute, zehn Jahre später,
als Grundlage für den nachfolgenden Beitrag.
Zur Geschichte der Bildstöcke und Wegkreuze
Bildstöcke aufzustellen ist ein Brauch, der bis ins 14. Jahrhundert
zurückreicht. Aber den Ursprung der Bildstöcke darf man sicher noch weiter
zurückdatieren. K. A. Oberle schreibt in seiner Abhandlung „Überreste
germanischen Heidentums im Christentum": „Der Baumkult ist so sehr das
Fundament der religiösen Anschauung der Germanen, daß ohne ihn kein
Gottesdienst denkbar war. Ohne Wald und Bäume konnten sich die Germanen
überhaupt kein Fest denken. Dort brachten sie den Göttern ihre Opfer,
Andacht und Gelübde. Im Walde, wo Altäre der Götter waren, hing man
nun in der späteren christlichen Zeit heilige Bilder auf und zündete Lichtlein
dabei an. Auf diese Weise sind die sogenannten Bildstöcke und die
Kreuze an Wegen entstanden."1 Die Form mancher Bildstöcke, gerade in
Haslach, läßt jedenfalls leicht an den alten Baumkult denken; darauf wird
später noch hinzuweisen sein.
Den tiefsten Einschnitt in die religiösen Bräuche brachte die Reformation
mit der ihr folgenden Gegenreformation, besser als „katholische Reform"
bezeichnet. Vor allem die Jesuiten hatten hier die Aufgabe, in den Gebieten
, in denen die Herrscher die neue Lehre nicht angenommen hatten, die
alte Lehre zu reformieren; und sie bedienten sich geschickterweise der
Wiederbelebung der eher nebensächlichen Traditionen, um den Menschen
den Weg zurück zum alten Glauben zu weisen. Wo die Landesherren aber
den neuen Glauben angenommen hatten, fand diese Entwicklung nicht
593
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0593