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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 646
(PDF, 127 MB)
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durch die aufgeklärt-liberalistischen
Staatsbürokraten Badens erkennen . . .
Daß sich unter der staatlichen Knebelung
der Kirche in Baden der Klerus in staatsfreundliche
und ablehnende Parteiungen
aufspaltete, gehörte zu den deprimierenden
Erfahrungen, denen auch Pfarrer Bäder
ausgesetzt war."

Bader setzte der nüchternen, rationalistischen
Gesinnung, mit der die sich „aufgeklärt
" nennenden Ideologen das Wesen
der Religion zu erfassen vorgaben, einen
inneren, religiösen Aufbruch entgegen.
Seinen volksmissionarischen Drang hätte
er am liebsten zu einer hauptberuflichen
Tätigkeit ausgebaut. Mangelndes Verständnis
seiner Vorgesetzten im Dekanat
und im Ordinariat ließen den Frühverstorbenen
nicht mehr die Ernte seiner Früchte
erleben. Der Durchbruch gelang 25 Jahre
nach Bäders Tod dem Baden-Badener
Klosterpfarrer Dr. Thomas Nörber. Seinem
Ruf nach Exerzitien für Weltleute
folgten im Oktober 1892 so viele Anmeldungen
, daß es unmöglich war, alle unterzubringen
. Nörber. der erste Neusatzecker
Exerzitienmeister, bestieg wenige Jahre
später den erzbischöflichen Stuhl in Freiburg
. Die Exerzitienbewegung ist seit dieser
Zeit einer der wichtigsten Pfeiler des
spirituellen Lebens in der Erzdiözese
Freiburg. Werner Scheurer

Hermann Brommer, Kath. Pfarrkirche
St. Maria Bühl-Kappelwindeck. Schnell
Kunstführer Nr. 2035, Erste Auflage
1993, mit zahlreichen, überw. farbigen
Abbildungen, 36 Seiten, Verlag Schnell
& Steiner, München und Regensburg.
Franz Ignaz Krohmers Kirchenbau von
Kappelwindeck zählt zu den schönsten
Perlen barocker Architektur unserer mit-
telbadischen Kunstlandschaft. In den Jahren
1910/11 sah sich der Erzbischöfliche
Bauinspektor Johannes Schroth vor die
schwierige Aufgabe einer Kirchenvergrößerung
gestellt, wie er sie kurz zuvor
schon in Haslach i. K. gelöst hatte. Hermann
Brommer deutet den Kirchenbau als
ein Kunstwerk, das nicht in erster Linie
eine Stätte der Kunst ist, sondern seine
seelsorgliche Aufgabe erst im Gottesdienst
der feiernden Gemeinde erfüllt. Die
Geschichte der Kappelwindecker Pfarrkirche
ist untrennbar mit der Geschichte der
Pfarrgemeinde verbunden, die sich seit
1291 mit der Nennung des ersten Kappler
Pfarrers Albertus belegen läßt. Wegen des
ältesten Kirchenbaus kam es um 1400 zwischen
dem Pfarr-Rektor und dem Heiligenpfleger
zu einem Streit um die Bau- und
Unterhaltspflicht. 1445 wird von der Neuerrichtung
der „teils durch den Krieg, teils
durch Fahrlässigkeit baufällig gewordenen
Kirche" berichtet. Sie war von 1395-1502
Grablege der Herren von Windeck.
Das Patronatsrecht an der Kirche übte bis
zur Säkularisation (1803) das Baden-Badener
Kollegstift aus, das es 1453 von
Markgraf Jakob I., dem Vater des seligen
Markgrafen Bernhard von Baden, verliehen
bekam. Während die Kappler Bevölkerung
in der Zeit der Glaubensspaltung
von 1592 bis 1634 unter sechsmaligem
Konfessionswechsel zu leiden hatte, wurde
der Kirchenbau Opfer kriegerischer
Auseinandersetzungen. 1674 wurde die
Kirche durch hannoveranische Truppen
verwüstet, 1703 litt sie erneut durch die
Schlacht um die Bühl-Stollhofener Linie,
die mitten durch die Kirche angelegt war.
Die Planungen für den barocken Kirchenbau
begannen 1756 mit dem Auftrag an
den „Herrschaftlichen Baumeister Kroh-
mer". einen Riß (Bauplan) fertigen zu lassen
. Im Februar 1763 kam die amtliche
Genehmigung, „mit dem Bauwesen ohne
Verzug den Anfang zu machen". Bereits
im August des gleichen Jahres wurde der
Grundstein, „darinnen sich eine Schrift
befindet", gesetzt. Im September 1765
konnte die Kirche benediziert und darin
der erste Gottesdienst gefeiert werden.
Zum Richtfest des Kappler Kirchturms
wurden den Handfröhnern „wie gebräuchlich
4 Ohmen 1763er Wein" ausgeschenkt
.

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